Neuss Lehrerin schreibt über ihre Kindheit im Zweiten Weltkrieg

Neuss · Es ist das Jahr 1943, eine Zeit, in der Deutschland von Angst und Krieg geprägt ist. Während die meisten Bücher und Filme, die diese Zeit aufarbeiten, ein erschreckendes Bild zeichnen, widmet sich Gisela Illian in ihrem Buch "Sprudel mit Tempo" ihren positiven Erlebnissen der Jahre 1943 bis 1945.

Neuss: Lehrerin schreibt über ihre Kindheit im Zweiten Weltkrieg
Foto: Woitschützke Andreas

Wie viele weitere Kinder wird auch die damals siebenjährige Gisela evakuiert. Das Einzelkind wurde bei einer Gastfamilie im Hegau untergebracht, rund 600 Kilometer von ihren Eltern in Witten entfernt. Die Situation könnte die Grundlage für einen traurigen Kriegsroman sein, doch für die junge Gisela gehören die zwei Jahre gegen Ende des Krieges zu den schönsten ihrer Kindheit. Als aufgeschlossenes Mädchen fällt ihr der Aufenthalt weit weg von Zuhause nicht schwer. Ihre Eltern nehmen ihr die Angst vor der Fremde, von ihrer Gastfamilie und der Dorfgemeinschaft in Randegg bekommt sie die nötige Geborgenheit.

Dass ihre Zeit ein Glücksfall war, weiß die heute 81-jährige Neusserin: "Weil ich das Glück hatte, wollte ich darüber schreiben." In einer Zeit, in der so viel Schlechtes berichtet würde, wolle sie über die fröhlichen Seiten des Lebens schreiben, erklärt Illian. "Es darf einem nichts belanglos sein", hat sie gelernt, "wenn einem Dinge belanglos erscheinen, kann man sich nicht über sie freuen." Was die Hobbyautorin damit meint, versteht, wer das namensgebende Kapitel "Sprudel mit Tempo" liest. Es erzählt, wie Gisela Illian an einem heißen Sommertag als junges Mädchen ganz eigenständig Sprudel kaufen fährt. Eine einfache Sache, auf die das junge Mädchen damals mächtig stolz war.

Es sind die gleichen Anekdoten, die Illian schon oft ihren eigenen Kindern und Enkeln an gemütlichen Abenden erzählt hat. Erst 2015 beschließt sie, ihre Geschichten aufzuschreiben. Was sie erzählen will, fällt ihr bei Wanderungen mit ihrem Mann oder im Urlaub am Strand ein. Ihr Buch hat Illian ihren Kindern gewidmet, im Grunde sei es ihr aber um alle Kinder gegangen, sagt die ehemalige Grundschullehrerin. Ihre Geschichten sollen zeigen, wie wichtig es ist, dass die Kinder in Geborgenheit aufwachsen. Ein Privileg, das heute noch vielen verwehrt bleibt, weiß die 81-Jährige. Das Buch soll darauf aufmerksam machen.

(NGZ)
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