Neuss Lese-Festival startet mit Buchpreisträger

Neuss · Mit dem auf der Leipziger Buchmesse ausgezeichneten Roman "Frohburg" und seinem Autor Guntram Vesper beginnt der grenzüberschreitende "Literarische Sommer" in Neuss. Die Lesung ist zugleich der Auftakt für das Gesamtprojekt.

Neuss: Lese-Festival startet mit Buchpreisträger
Foto: Eline Spek

So umfangreich war das Programm noch nie. Das liegt allerdings weniger daran, dass der grenzüberschreitende "Literarische Sommer" noch größer geworden ist. Unter den 28 Lesungen, die auf 44 Seiten präsentiert werden, werden drei gleich auf Doppelseiten beschrieben, da sie eben in mehreren Städten stattfinden. Die Projektleitung für das Lesefestival liegt wieder beim Team der Neusser Stadtbibliothek mit Chef Alwin Müller-Jerina und seinen beiden Mitarbeiterinnen Christine Breitschopf und Marion Kallus.

Die Wünsche von zehn Partnern in neun Städten mussten sie mit den Möglichkeiten der Verlage und Literaturagenten unter einen Hut bringen. "Aber das hat wieder ganz gut geklappt", sagt Müller-Jerina. Und beschreibt als Beispiel den Umgang mit der angesagten Ronja von Rönne ("Wir kommen"), die Krefeld gerne haben wollte, während Müller-Jerina keinen Wert auf eine Lesung mit ihr legte. Er dagegen wollte unbedingt Ilija Trojanow: "Schon seit sieben Jahren bin ich hinter ihm her", sagt er lachend, nun habe es endlich geklappt.

Mit Neuss gehören Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld, Aachen, Bedburg-Hau und auf niederländischer Seite Kerkrade und Vals zum Städtebund des "Literarischen Sommers". Neu dabei ist Maastricht, deren Bibliothek Centre Céramique zur großen Freude des Neusser Teams der Austragungsort für die Lesungen sein wird. "Daran arbeiten wir schon länger", sagt Müller-Jerina, der ebenso glücklich darüber ist, in Düsseldorf auch das Heine Haus zur Mitarbeit bewogen zu haben. Das klappte vor allem, weil WDR 5 von dort seine Sendung "WDR 5 Bücher live" senden will.

Die 17. Auflage des Literaturfestivals wird in Neuss eröffnet. Am 5. Juli stellt der Gewinner des Leipziger Buchpreises, Guntram Vesper, im Haus am Neumarkt seinen Roman "Frohburg" vor. Nächster Gast ist Ilija Trojanow, der am 14. Juli aus seinem preisgekrönten Buch "Macht und Widerstand" lesen wird. Mit der jungen niederländischen Autorin Wytske Versteeg kommt am 2. August ein Shooting Star aus dem Nachbarland nach Neuss. Sie bringt ihr Buch "Boy" mit, in dem sie die Geschichte eines afrikanischen Jungen erzählt, der von einem niederländischen Paar adoptiert wird. Der Belgier Stefan Hertmans erzählt in seinem Buch "Der Himmels meines Großvaters" eine Lebensgeschichte und verknüpft sie mit der persönlichen Sicht auf den Ersten Weltkrieg. Er liest am 23. August in Neuss.

Nach den erfolgreichen Lesungen aus dem ersten von sieben Bänden von J.J. Voskuils Roman "Das Büro" im vergangenen Jahr nehmen sich Vorleser wie Markus Andrae in Neuss nun den zweiten Band "Schmutzige Hände" vor. Zwei weitere Lesungen daraus gibt es in Mönchengladbach und Aachen. In Neuss ist auch Übersetzer Gerd Busse dabei, der den verstorbenen Voskuil noch kennengelernt hat. Die Lesung mit Matthias Nawrat aus seinem Schelmenroman "Die vielen Tode unseres Opas Jurek" beschließt den "Literarischen Sommer" am 7. September nicht nur Neuss, sondern ist auch die letzte Veranstaltung der 17. Auflage. Verständigungsprobleme wird es nicht geben: "Alle Autoren sprechen deutsch", sagt Müller-Jerina.

Veranstaltungsort in Neuss ist immer die Stadtbibliothek. Daran hält Müller-Jerina fest, auch wenn die Mitveranstalter in den anderen Städten gerne schon mal Orte wie das Alte Kurhaus (Aachen), das Kulturzentrum Fabrik Heeder (Krefeld) oder ein Restaurant (Mönchengladbach) einbeziehen. Müller-Jerina hat dafür ganz pragmatische Gründe: "Erstens machen wir so auch Werbung für unser Haus, und zweitens bedeutet die Organisation anderer Orte eine große logistische Zusatzarbeit."

Mit einem geführten, dreistündigen literarischen Spaziergang durch Amsterdam am 20. August startet der "Literarische Sommer" eine Neuheit: Der Reiseschriftsteller und (Übersetzer für Niederländisch) Marinus Pütz wird die Gruppe zu Roman-Schauplätzen, Literaturkneipen und anderes führen. Mindestens 20 Personen müssen sich dafür anmelden, An- und Abreise muss jeder selbst organisieren.

(hbm)
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