Neuss Lessings Sara Sampson lebt heute

Neuss · Ronny Jakubaschk inszeniert am Landestheater Lessings erstes "bürgerliches Trauerspiel".

 Linda Riebau, Johanna Freyja Iacono-Sembritzki und Bernhard Glose mit Regisseur Ronny Jakubaschk (v.l.) in einer Probe.

Linda Riebau, Johanna Freyja Iacono-Sembritzki und Bernhard Glose mit Regisseur Ronny Jakubaschk (v.l.) in einer Probe.

Foto: Frank Orbons

Regisseur Ronny Jakubaschk gerät richtig ins Schwärmen, wenn er von Gotthold Ephraim Lessings "Miss Sara Sampson" erzählt. Derzeit richtet er das Stück am RLT ein. Seinen "ersten" Lessing, wie er sagt, muss zwar nun die Unterbrechung der Proben durch die Weihnachtstage hinnehmen, aber sagt: "Das kann auch eine Chance sein, alle gehen mit dem Stück nach Hause, und es arbeitet weiter im Körper." Hellauf begeistert ist er von Lessings Sprache und davon überzeugt, dass man da nichts hinzutun muss, um die Frage zu behandeln: Welches Leben will ich leben?: "Die Menschen äußern sich unglaublich genau über ihr Seelenleben - oder was sie davon zu kennen glauben."

Das erste "bürgerliche Trauerspiel" Lessings erzählt von der jungen Sara, die ihrem geliebten Mellefont ins Hotel folgt in dem Glauben, dass er sie heiraten wird. Bis seine ehemalige Geliebte Marwood auftaucht, ihr erzählt, dass Mellefont schon ein Kind hat. Zudem kehrt dieser keineswegs den entschlossenen Heiratswilligen heraus, so dass für Sara die Zukunft einzustürzen droht. Lessing lässt sie sterben, aber über ihr Grab versöhnen sich Saras Vater und ihre Geliebter. Doch auch Mellefont stirbt.

So weit will Jakubasck nicht gehen. Ohne den Schluss zu verraten, gibt er doch zu, dass der Tod der beide Hauptpersonen zu Lessings Zeiten die schlimmstmögliche Wendung gewesen sei. Aber das passt heute nicht mehr, findet er und stellt daher die letzten Minuten unter die Frage: Wie groß muss das Gefühl für einen anderen sein? Mit Dramaturg Reinar Ortmann hat er das Stück ins Heute geholt, macht das mit Kostümen und Ausstattung deutlich (Anna Sörensen), und mit Kürzungen am Stück. "Ein bisschen hat es auch was von Psychothriller", sagt Ortmann, "man weiß nicht ganz genau, wohin die Geschichte führt, rechnet aber damit, dass was Schreckliches passiert."

Mit Johanna Feyja Iacono-Sembritzki als Sara Sampson und Bernhard Glose als Mellefont stehen zwei der neuen Ensemblemitglieder in ihren ersten großen Rollen auf der Bühne, Marwood wird von Linda Ribau gespielt, Saras Vater von Joachim Berger. Christoph Iacono hat eine Musik komponiert, die "eine sinnliche Komponente hat und wie eine Gefühlskatalysator wirkt", sagt der Regisseur.

Info Premiere am Freitag, 8. Januar, 20 Uhr, Karten unter 02131 269933

(hbm)
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