Neuss Lichterzug lässt Neuss erstrahlen

Neuss · Samstag bei Einbruch der Dunkelheit eröffnet ein Lichterzug mit Fackelträgern und Motivwagen den Reigen der Auf- und Umzüge zum Schützenfest. Die Polizei erwartet 150 000 Zuschauer, die den 3,6 Kilometer langen Innenstadtweg säumen. Der Fackelzug lockt viele auswärtige Besucher an.

Neuss: Motivwagen für den Fackelzug 2012
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Neuss: Motivwagen für den Fackelzug 2012

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Die Zuschauer stimmen mit den Füßen ab. Sie lassen keinen Zweifel, wer ihr Favorit unter den Auf- und Umzügen der Neusser Schützen ist: der Fackelzug. 150 000 Menschen — so schätzt Polizeisprecher Heinz-Willi Arnold — säumen den 3,6 Kilometer langen Weg durch die Innenstadt. So viele Sehleute lockt kein anderer Schützen-Umzug an. Wer am Zugweg wohnt, der lädt sich Gäste ein, stellt Tisch, Bänke und ein Fässchen auf den Bürgersteig. Auswärtige suchen sich einen Stehplatz. Auf sie wirkt der Fackelzug wie ein Magnet. Mag auch nicht jeder Gast jede lokale Rekelei verstehen, der Faszination, die von der einzigartigen Kombination aus Musik, Flammen und Lichtern ausgeht, kann sich kaum ein Besucher entziehen.

So viele Marschierer wie nie, so viele Großtransparente wie nie

Samstag bei Einbruch der Dunkelheit ist es wieder so weit. Dann setzt sich der Lichterzug der Rekorde in Bewegung: 7259 Schützen und Musiker schieben 100 Großtransparente durch die Stadt. So viele Marschierer wie nie; so viele Großtransparente wie nie. Sie greifen — vergleichbar den Motivwagen im Rosenmontagszug — lokale und überregionale Themen humorvoll und hintersinnig auf. Dabei beweisen die Schützen oft Mut zur Meinung.

Der Zugweg wird zur Bühne. Das Publikum ist fachkundig und anspruchsvoll — aber dankbar. Eine gute Fackel wird mit Beifall belohnt. Aber was macht eine gute Fackel aus? "Sie muss ein klares Thema haben", sagt Schützenkönig Rainer Halm, der über große Erfahrung im Fackelbau verfügt, "alle Figuren benötigen Licht von Innen, brauchen viel Farbe und sie müssen sich bewegen." Die Zutaten für einen erfolgreichen Auftritt zum Auftakt des Neusser Schützenfestes haben sich seit Jahrzehnten nicht geändert. So wird es auch heute sein.

Jedes Detail muss sitzen, denn die Großfackeln haben nur diesen einen Auftritt. Sie sind allesamt Unikate, für sie gibt es nur die zweistündige Premiere, die mit dem Vorbeimarsch auf der Krefelder Straße endet. Sie werden von Neussern für Neusser gebaut. Professionelle Hilfe, wie sie für Karnevalswagen üblich ist, wird in Neuss nicht abgerufen. Und noch einen großen Unterschied gibt es: Beim Schützenfest sind Zugmaschinen verboten; die Wagen werden allein durch die Muskelkraft der Schützen über die Straßen gerollt. Einzig erlaubtes Hilfsmittel: Batterien und andere Energieerzeuger, damit die Fackeln auch im vollen Glanz erstrahlen. In der Vergangenheit waren sogar Kerzen die einzige Energiequelle.

Der Fackelzug ist so alt wie das 1823 erstmals gefeierte Schützenfest selbst. Das belegt das älteste gedruckt erhaltene Festprogramm von 1829. Ein Schützenfest mit einem Fackelzug zu eröffnen, bei dem die Schützen keine Uniform tragen, sondern schwarze Anzüge, kennen hierzulande nur Neuss und seine Nachbarschaft.

Neben den 100 Großfackeln tragen die Schützen aller Züge, die kein Transparent bauen, noch eine Handfackel — so wird das schauprächtige Lichtspektakel perfekt.

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