Neuss Lucia Gräfe gibt Nachhilfe fürs Leben

Neuss · Sie hat ihren Job aufgegeben, ein Kind adoptiert, ist nun Kinder- und Jugendcoach - und bald wird ein Fernsehteam Lucia Gräfe begleiten.

 Zu Hause und im Gemeindehaus St. Peter coacht Lucia Gräfe Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene, die unzufrieden sind oder Probleme haben.

Zu Hause und im Gemeindehaus St. Peter coacht Lucia Gräfe Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene, die unzufrieden sind oder Probleme haben.

Foto: woi

Auch Coaches haben Lehrer. Für die Neusserin Lucia Gräfe (54) waren das nicht immer Menschen, sondern oft auch Philosophien, Meditationsformen und andere kreative Künste. Qigong, Reiki und Energiearbeit nutzt sie für ihre Arbeit. Seit zweieinhalb Jahren ist Lucia Gräfe als Kinder- und Jugendcoach selbstständig. Ihren Job als Consulterin hat sie aufgegeben, sich weitergebildet und ist mit Anfang 50 neue Wege gegangen, um andere Eltern und deren Kinder im Leben weiterzubringen.

Im Jahr 2000 adoptiert sie den kleinen Ricardo aus Kenia. Kurze Zeit später soll sie beruflich nach Süddeutschland versetzt werden. Weil das eine Zumutung für ihren Sohn wäre, reicht sie die Kündigung ein. "Ich habe die Zeit zu Hause genossen", sagt Gräfe. Sie ist Mutter und Ehrenamtlerin, engagiert sich bei Unicef und bildet sich weiter. Erst Skilehrerin, dann Yoga, Qigong - und Ausbildungen am Institut für Potenzialentfaltung in Münster. Als ihr Sohn 15 ist, wagt Lucia Gräfe den Schritt: Seit mehr als zwei Jahren arbeitet sie nun selbstständig als Kinder- und Jugendcoach. "Klassische Schüler-Nachhilfe ist das nicht."

Eltern aus Neuss, aus Solingen, Langenfeld oder Mönchengladbach bringen ihre Kinder zu ihr. Zeitgleich betreut sie maximal zehn "Klienten". So nennt die Wissenschaft auch die kleinen Menschen, die sich manchmal selbst im Weg stehen, unausgeglichen oder unzufrieden sind, weil da irgendetwas im Leben nicht richtig läuft. Und einige Elternteile bleiben oft gleich selbst, um mit Gräfe an sich zu arbeiten.

Der Ablauf der Sitzungen ist individuell. Standardisiert ist nur das erste Gespräch: "Die Kinder sollen mir ihre Gedanken erzählen. Viele lernen erst in meiner Therapie, auf ihre Gefühle zu achten", sagt Gräfe. Regeln gibt es wenige, eine lautet: Gräfe darf alles fragen, die Kinder müssen nicht auf alles antworten. Und dann gibt sie ihnen das "Erfolgebuch" mit nach Hause. Darin notiert das Kind jeden Abend fünf bis sechs positive Tageserlebnisse. "Das ist gut für das Selbstbewusstsein." Es geht nicht darum, Schuldige zu finden, sondern Lösungen.

Lucia Gräfe bietet Einzel-Coaching, Beratung für Eltern, Potenzial-Training oder mentale Unterstützung vor Prüfungen an. Und sie leitet "Reflexintegration" an. Denn jeder Mensch entwickle bereits im Mutterleib gewisse Bewegungsmuster. Lerne ein Kind dann aber nicht, sich bewusst zu bewegen, zeige sich das durch Probleme mit der Feinmotorik, der Sprache, der Konzentrationsfähigkeit. Gräfe, die dem Sieber & Paasch-Institut für Reflexintegration angehört, gibt den Kindern Übungen, die das verbessern. "Mit den richtigen Übungen und einem kontinuierlichen Training, kann sich jeder verbessern", glaubt Gräfe. Wenn es nach ihr ginge, müsste man mit dieser Arbeit schon im Kindergarten ansetzen. "Erzieher sind dafür aber meist nicht ausgebildet." Aus ihren Stunden soll jedes Kind Selbstbewusstsein und einen neuen Blick mitnehmen. Gräfe gibt ihnen einen Talismann und diese zentrale Botschaft mit auf den Weg: "Dass das Kind toll ist, genau so, wie es ist. Und dass es sich nicht verbiegen lassen soll."

(ball)
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