Neuss Madrigalchor singt sein letztes Konzert

Neuss · Nach 55 Jahren löst sich der Madrigalchor der VHS endgültig auf. Zum letzten Mal lädt er am ersten Advent unter der Leitung von Dominik Burghart zu einem gemeinsamen Singen ein. Veranstaltungsort ist die Christuskirche.

 Der Madrigalchor unter Dominikus Burghardt 2013.

Der Madrigalchor unter Dominikus Burghardt 2013.

Foto: Madrigalchor

Regina Rikowski und Willi Meinert wissen noch, wie es war, als der Madrigalchor mit mehr als 80 Mitgliedern sich gar gezwungen sah, einen Aufnahmestopp zu verhängen. Die 1960er und 1970er Jahren waren die große Zeit des Chors, der 1960 als "Neusser Singkreis" angefangen hatte und sich unter seinem Gründer und langjährigen Leiter Bernd Kronen ein großes Renommee erarbeitet hat. Schulfunkaufnahmen, Konzertreisen bis nach Italien haben sie gemacht, um die fünf Konzerte pro Jahr allein in Neuss gehörten fest zum Veranstaltungskalender.

Heute steht das letzte bevor. Mit dem Konzert am ersten Advent verabschiedet sich der Madrigalchor nach 55 Jahren aus dem Neusser Musikleben. Schweren Herzens, wie auch Monika Drenker und Arnold Kelle-Emden zugeben. Sie sind Mitglieder im Chorrat, der den Auflösungsbeschluss gefasst hat, weil es "unglaublich schwer ist, neue Sänger zu gewinnen", wie Drenker sagt, 21 sind es zurzeit noch, aber das reicht nicht mehr, um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden.

Bernd Kronen hat den Chor zu einer Blüte gebracht, die die Aufführungen großer Werke möglich machte und aus dem Singkreis auch den Madrigalchor formte, der sich 1961 unter das Dach der Volkshochschule begab. In den Folgejahren entwickelte sich der Klangkörper zu dem Neusser Chor schlechthin. Als Bernd Kronen vor rund zehn Jahren aufhörte, Dominikus Burghardt den Dirigierstab nahm, hielt auch der neue Dirigent das Niveau und führte den Chor zudem an neue Literatur heran. "Vertonte Gedichte von Ringelnatz und Morgenstern", erinnern sich alle vier begeistert. Und Burghardt war es auch, der schon vor einem Jahr über die Auflösung des Chors nachdachte, sagt Drenker. Als sich nach einer Befragung herausstellte, dass rund drei Viertel der Sänger altersbedingt Ende dieses Jahres gehen würden, war klar: Das ist der Schlusspunkt. Das Durchschnittsalter liegt ohnehin ein ordentliches Stück über 60.

Auch Rikowski (76) und Meinert (78) gehören zur ersten Generation des Chors, haben ihren Abschied schon vor einem Jahr genommen, aber singen beim letzten Konzert selbstverständlich noch mal mit. 50 Jahre war Regina Rikowski dabei, bei Willi Meinert sind es 52. Kelle-Emden (65) ist 1990 zu dem Chor gestoßen. "Für uns geht ein Stück unseres Lebens zu Ende", sagt Rikowski. Für Monika Drenker (42) auch. Als 14-Jährige hat sie das erste Mal mitgesungen. "Damals wuchsen viele Kinder der Sänger ganz automatisch rein", erinnert sich Rikowski. Aber nicht alle blieben. Drenker schon. 38 Jahre lang. "Der Chor ist für mich meine musikalische Familie", sagt sie, "war bei meiner Hochzeit und auch bei der Taufe meiner Kinder dabei."

Ihr wie auch den anderen Sängern ist es wichtig, sich von ihrem Publikum mit einem Konzert zu verabschieden. Denn die ganzen Jahre, so sagen alle übereinstimmend, seien ihnen die Zuhörer treu gewesen. Ob einst im Zeughaus oder später im Romaneum.

(hbm)
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