Neuss Madrigale aus dem späten Mittelalter beenden Inselfestival

Neuss · Das Finale des 16. Inselfestivals Hombroich war ausschließlich der Musik eines im ausgehenden Mittelalter gesuchten Mörders gewidmet. Don Carlo Gesualdo (um 1560 - 1613), Fürst von Venosa, ist in den Chroniken Neapels verzeichnet als der Mörder seiner Frau Maria d'Avalos und ihres Liebhabers (1590).

 La compagnia del madrigale wurde 2008 gegründet.

La compagnia del madrigale wurde 2008 gegründet.

Foto: G. Vergnano

In der Musikwelt wird er aber als Komponist und konsequentester Vertreter des späten Madrigals gewürdigt. Vor allem seine sechs Bücher fünfstimmiger Madrigale, ausschließlich a-cappella-Sätze, sind durchsetzt mit kühnen harmonischen Wendungen, die starke Affekte erzielen. Diese Emotionalität, der weltlichen Musik vorbehalten, führte er auch in die geistliche Musik ein, etwa in den fünf- bis siebenstimmigen "Sacrae cantiones".

Das Konzert in der Scheune brachte ausschließlich weltliche Madrigale aus den sechs Büchern, zwischen 1594 und 1611 komponiert. Das Ensemble "La Compagnia del Madrigale" war im Programmheft als "das führende Madrigalensemble der internationalen Musikszene" ausgewiesen. So waren in der Scheune deutlich mehr Zuhörer als bei den Konzerten mit aktueller zeitgenössischer Musik, für die das Festival eigentlich steht.

Das italienische Ensemble aus der Heimat des Madrigals hatte allerdings in der Scheune von Beginn an überraschende Intonationsschwierigkeiten. Rossana Bertini und Francesca Cassinari besaßen lyrische Sopranstimmen, für die oft reiche Melismatik gut ausgebildet. Guiseppe Maletto (Contratenor), der auch mit wenigen Gesten leitete, blieb unter diesen Oberstimmen etwas blass. Am souveränsten agierte Danile Carnovich mit stets präsentem Bass. Die Tenöre Gianluca Ferrarini und Massimo Lombardi boten gute Mittellage.

Die Texte idyllischer Liebeslyrik von Glück und Schmerz wurden vom Ensemble besonders in den lebhaften Passagen und tonmalerischen Klangeffekten gekonnt gesungen.

Die Intonationsreinheit ließ aber immer wieder Wünsche offen. Die extrem trockene Akustik in der zudem hoch aufgeheizten Scheune mag ein Grund sein. Gleichwohl bezeichnete das Ensemble die Atmosphäre als "bellissima".

Auch wenn das letzte Konzert nicht alle Besucher befriedigen konnte, bot das 16. Inselfestival einmal mehr hochkarätige Veranstaltungen, die vor allem im Bereich neuer und neuester Musik Akzente setzten, etwa im Konzert mit dem "Trio Catch" und neuen Kompositionen des Ungarn Márton Illés. Neue Musik in Verbindung mit Werken vergangener Jahrhunderte bot das Streich-"Cuarteto Casals" mit dem Komponisten und Pianisten Matan Porat am Flügel.

(NGZ)
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