Interview Tim Boltz "Männer lügen, weil sie Frauen imponieren wollen"

Neuss · Morgen kommt der Literatur-Comedian mit seiner Leseshow "Rüden haben kurze Beine" ins Albert-Einstein-Forum.

 Tim Boltz wechselt mühelos zwischen den Genres.

Tim Boltz wechselt mühelos zwischen den Genres.

Foto: Reisinger

Ihr Debut "Der Vierte Codex" war ein großer Erfolg - und ein Krimi. Wie kam es zum Wechsel zum "Comedyroman"? Warum wurde aus Zeno Diegelmann Tim Boltz?

Tim BoltzEigentlich habe ich kein Genre gewechselt, sondern nur eines hinzugefügt. Es macht mir große Freude, zwischen lustigen Texten und ernsten Kriminalgeschichten zu wechseln. Ich probiere mich einfach gerne aus. Angefangen habe ich ja sogar mit einem Musical, das ich geschrieben habe, und Sachbücher habe ich ebenfalls immer wieder veröffentlicht. Das Pseudonym hatte lediglich den Grund, die Leser nicht zu verwirren, wenn plötzlich unter dem gleichen Namen ein Comedyroman erscheint und der Leser denken könnte, dass es sich erneut um einen Krimi handelt. Das wollten der Verlag und ich vermeiden.

Was macht einen guten Comedyroman aus?

Boltz Ich werde oft gefragt, ob es leichter ist, etwas Witziges oder einen Krimi zu schreiben. Das ist wirklich schwer zu beantworten. Man kann nämlich vielleicht einen durchschnittlichen Krimi schreiben, bei dem der Leser sagt: "War okay". Einen durchschnittlichen Comedyroman gibt es für den jeweiligen Leser aber nicht. Entweder er lacht, oder er lacht nicht. Humor ist sehr individuell und somit nur bedingt auf die Masse anzuwenden. Es klingt daher simpel, aber es ist in Wirklichkeit ziemlich schwer: Ein Comedyroman sollte den Leser amüsieren und unterhalten - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Worum geht es in Ihrem Programm "Rüden haben kurze Beine"?

Boltz Es geht um die Frage, warum wir Männer so schlechte Lügner sind und Frauen daran Schuld haben. Im Prinzip ist das jedoch ganz einfach, hat evolutionäre Gründe: Wir wollen den Frauen einfach seit jeher imponieren und den Alpha-Rüden geben. Schauen Sie nur ins Tierreich! Da geben die Männchen mit ihrem aufgeplustertem Gefieder vor, jemand Größeres, Bunteres und somit als Begatter wertvoller zu sein. In meinem Programm zeige ich ein paar Fettnäpfchen auf, in die wir Männer tappen, wenn wir es wieder einmal damit übertreiben.

Sie versprechen keine Lesung, sondern eine Leseshow...

Boltz Ich finde, dass Lesungen oft wahnsinnig langatmig sind. Das sage ich mit allem Respekt! Denn es liegt nicht am Akteur oder dem Stoff, sondern ist der schlichten Tatsache geschuldet, dass man nun mal müde wird, wenn man eine Stunde lang auf einen Menschen starrt, der im fahlen Licht einer Leselampe sitzt und Texte liest. Zumal monotones Lesen etwas Einschläferndes hat. Es heißt ja auch Gute-Nacht-Geschichte und nicht Gute-Nacht-Rockkonzert! Daher versuche ich das Ganze etwas aufzulockern. Es gibt Lesepassagen, die meine Pianistin Corinna Fuhrmann untermalt, zwischen den einzelnen Parts findet Bewegung statt, und es werden ein, zwei Lieder gesungen, um alles interessant zu halten. Fürs Auge, fürs Publikum und letztlich auch für mich. Denn glauben Sie mir, zwei Stunden stupide lesen, können auch für den Menschen auf der Bühne lang werden.

DIE FRAGEN STELLTE RUDOLF BARNHOLT.

(NGZ)
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