Neuss Malerei mit viel Raum für persönliche Interpretationen

Neuss · Die Künstlerin Heike Schwegmann zeigt im Atelierhaus Hansastraße ab kommenden Freitag ihre neuen Arbeiten.

 "Die Natürlichkeit der Dinge" heißt das Bild , das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist.

"Die Natürlichkeit der Dinge" heißt das Bild , das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist.

Foto: Andreas Woitschützke

Der Ausstellungsraum im Atelierhaus Hansastraße strahlt im Moment eine ganz besondere Atmosphäre aus. Die Fensterscheiben sind von innen mit einer hellen Folie beklebt, was eine ruhige, fast verträumte Grundstimmung erzeugt - alles für die Liebe. "Strange pictures need Love" lautet der Titel der aktuellen Ausstellung. Zu sehen sind Aquarelle und Acrylbilder der Neusser Malerin Heike Schwegmann. Erstmals werden in dem seit Mai 2007 existierenden Ausstellungsraum Aquarelle gezeigt. Die Bilder der Neusser Künstlerin wirken - vor allem auf den zweiten Blick.

Mit einem Papierschiff auf dem Schoß sitzt ein Mensch vor blaugrüner Landschaft und guckt durch den Betrachter hindurch. Vielleicht genießt er nur die Ruhe der Umgebung, vielleicht ist er traurig und fühlt sich furchtbar einsam. Das Bild "Die Natürlichkeit der Dinge" lässt, wie alle Werke Schwegmanns, weiten Raum für Interpretationen, die Motive und Kompositionen sind nie eindeutig. Mal mit entschlossenen breiten Pinselstrichen in kräftigen Komplementärfarben gemalt, mal filigran und in ruhigen Erdtönen gehalten, laden die Bilder den Betrachter zum Verweilen ein. Dazu passen auch die Titel der Werke - "Ich könnte, wenn ich wollte", "Tischnachbar Vergangenheit" oder "Im Schrank, am Schrank und um den Schrank herum" haben die von der Künstlerin intendierte Wirkung. "Der Titel ist nur ein Zusatz, aber er unterstützt den Effekt, dass die Bilder nicht auf den ersten Blick lesbar sind", so Schwegmann.

"Man hat schon sehr schnell einen Zugang zu ihren Bildern", sagt Christian Weber, Mitarbeiter desKulturamts. "Aber die große Komplexität der Werke erschließt sich nicht sofort. Die Spannung bleibt erhalten, egal, wie oft man sie ansieht, es ergeben sich immer wieder neue Assoziationen."

Welche Assoziationen Linda Riebau, Ensemblemitglied des Rheinischen Landestheaters, beim Anblick von Schwegmanns Bildern hat, können sich Gäste dann bei der Finissage anhören. Die beiden Künstlerinnen erarbeiten regelmäßig gemeinsame Performances, die sie beispielsweise beim Arbeitsplatz Kunst zeigen. "Linda Riebau überlegt sich im Vorfeld, welche Bücher zu meinen Bildern passen und liest auf der Finissage Passagen daraus vor. Welche Texte sie aussucht, weiß ich vorher nicht, das ist auch für mich spannend", sagt Schwegmann.

Sich intensiv mit Kunst auseinander zu setzen, sie auf sich wirken zu lassen, ist genau das, was sie, die an der Kunstakademie in Münster studiert hat und Meisterschülerin von Professor Mechthild Fritsch ist, sich für ihre Bilder wünscht. "Viele Bilder sind heute nur noch Spekulationsobjekte, mit denen möglichst schnell Geld gemacht werden soll", sagt die 42-Jährige. "Kunstwerke sollten aber nicht nur Ware sein, das ist so ein bisschen die Idee hinter dem Titel der Ausstellung. Man muss den Bildern Zeit widmen, sie vielleicht sogar lieben."

Info Hansastraße 9. Eröffnung Freitag, 29. Mai, 19 Uhr, bis 14. Juni (Finissage um 15 Uhr)

(NGZ)
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