Neuss Sänger berührt mit Flüchtlings-Rap

Neuss · Der Sänger "MaximNoise" hat ein Musik-Video gedreht, das in Internetforen zigtausend Mal angeklickt wurde. Sein Clip "Mit offenen Armen" berührt durch einen Gegensatz: Der Neusser dreht die Flüchtlingssituation einfach um.

 Max Jäger ist überzeugt: "Es keine andere Lösung, als den Flüchtlingen mit offenen Armen zu begegnen."

Max Jäger ist überzeugt: "Es keine andere Lösung, als den Flüchtlingen mit offenen Armen zu begegnen."

Foto: Woi

Mit verbundenen Augen und ausgebreiteten Armen steht er auf der Kölner Domplatte. Daneben zwei große Pappplakate, auf denen der Neusser Hiphop-Musiker MaximNoise darum bittet: "I am German. I am no racist. I trust You. Do You trust me. Give me a hug." ("Ich bin Deutscher, ich bin kein Rassist. Ich vertraue Dir. Wenn Du mir vertraust, umarme mich.") Es dauert keine Minute und wildfremde Menschen umarmen den jungen Mann.

Es war ein Experiment, das der Künstler wagte für sein Musikvideo "Mit offenen Armen - Refugees Welcome". Seit es der WDR in der Aktuellen Stunde in seiner Rubrik #rausschmeisser gezeigt hatte, ist das Musikvideo in unterschiedlichsten Kanälen im Netz bereits mehrere zehntausend Mal geklickt worden.

Als ihn der WDR gefragt hatte, ob er ein Musikvideo im Rahmen der ungewöhnlichen "#machtan-Aktion" produzieren wolle, war MaximNoise vollkommen frei in der Themenwahl, erzählt er gegenüber der NGZ. "Mir war klar, ich wollte ein Thema wählen, das mich berührt", sagt er. Angesichts der unzähligen Flüchtlingsschicksale und deren Bedrohung wie in Heidenau oder Freital, fragte er sich: "Was wäre, wenn ich flüchten müsste?"

In seinem Video dreht er die Situation um: Seine beschauliche Heimat - symbolisiert mit Bildern vom Schiller-Werk zum Wackeldackel, vom Gartenzwerg zur Haribo-Schale, vom Christus-Kreuz zur Deutschlandfahne - wird bedroht. Flammen züngeln, er muss fliehen. Mit dem Schlauchboot über die Nordsee, sein Koffer mit der wenigen Habe geht dabei verloren. Ihm gelingt die Flucht, doch sicher ist er nicht. Im fremden Land stößt ihm Hass und Abwehr entgegen. Düstere, bedrohliche Military-Drums unterstreichen heftige Bilder von rassistischen Anfeindungen und brennenden christlichen Symbolen. Das krasse Gegenstück ist der Refrain "Mit offenen Armen" mit Umarmungsszenen von der Domplatte.

"Ich wollte die Flüchtlingsthematik würdig behandeln", erklärt MaximNoise seine Absicht. "Das Video sollte "kein Gegenangriff auf Nazis sein, sondern dazu aufrufen, die Flüchtlinge nicht zu verstoßen und auszugrenzen." Er sei selbst ein sehr empathischer Mensch und wolle daher Verständnis für die Situation der Flüchtlinge schaffen. MaximNoise: "Ich will nicht labern, sondern die Menschen berühren."

Das scheint ihm gelungen zu sein, wie die über 9000 positiven Bewertungen im Netz belegen. "Ich würde am liebsten auch die Menschen in Freital oder Heidenau erreichen, die gegen Flüchtlinge protestieren", sagt MaximNoise. Denn er ist überzeugt: Wenn die Zuschauer betroffen sind und mitfühlen, vergessen sie diese Empfindungen nicht.

So sei es für ihn eine überwältigende Erfahrung gewesen, von vielen wildfremden Menschen vor dem Kölner Dom umarmt worden zu sein. Szenen, die dem düsteren, teils beängstigenden Videoplot, in dem das Christuskreuz, die Bibel, die Deutschlandfahne, aber auch der Wackeldackel in Flammen aufgehen, wieder Hoffnung verleihen. MaximNoise ist überzeugt: "In der Flüchtlingsthematik gibt es keine andere Lösung, als den Flüchtlingen mit offenen Armen zu begegnen. Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt und sollten mehr Vertrauen haben."

(NGZ)
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