Rhein-Kreis Neuss Mehr Milchkühe im Rhein-Kreis

Rhein-Kreis Neuss · Die Zahl der Tiere ist erneut gestiegen, obwohl der Milchpreis seit eineinhalb Jahren drastisch fällt.

Auf den Kuhweiden und in den Kuhställen im Rhein-Kreis ist es in diesem Jahr wieder etwas enger geworden. Denn die Landwirte haben die Zahl der Rinder entgegen des Landestrends deutlich erhöht. Zum Stichtag 3. Mai 2015 zählte das statistische Landesamt it.NRW insgesamt 6175 Rinder im Rhein-Kreis. Das waren 190 mehr als zum Stichtag im vergangenen Jahr (plus 3,2 Prozent). Auch die Zahl der Milchkühe stieg an auf 1962 (plus 0,9 Prozent). Damit ist der Rinder- und Kuhbestand im Rhein-Kreis bereits im zweiten Jahr in Folge wieder gestiegen nach zuvor jahrelangem Viehschwund. Die Rinderbestände werden zweimal im Jahr, im Mai und November, ausgewertet.

Da die Zahl der Betriebe mit Rinderhaltung fast gleich und die Zahl der Milchbauern konstant bei 41 geblieben ist, bedeutet dies: Die Landwirte haben in ihren Kuhställen aufgerüstet. "Die Betriebe haben ihren Bestand erweitert. Wo Kapazitäten waren, wurde gebaut und aufgestockt", sagt Wolfgang Wappenschmidt, Chef der Kreisbauernschaft. Möglicherweise ist das bereits ein Effekt der weggefallenen Milchquote. Seit dem 1. April dürfen Milchbauern so viel Milch produzieren und anliefern, wie sie wollen. Die von der EU über den Staat zugewiesene Produktionsquote je Betrieb und die damit verbundene Garantiemengenregelung ist ausgelaufen.

Und trotzdem plagen die Milbauern derzeit erhebliche Sorgen. Die Milchpreise sind seit vergangenem Jahr drastisch in den Keller gerauscht. Im April lag der durchschnittliche Milchwert bei 29 Cent je Kilogramm. Im Mai waren es nach Auskunft des Informations- und Forschungszentrums für Ernährungswirtschaft nur noch 26,3 Cent. Das sind 11,5 Cent pro Kilogramm weniger als noch im Mai 2014. Im November 2013 lag er sogar noch bei knapp 45 Cent. Der Trend ist weiter fallend. "Ich hatte bereits 25 Cent je Kilogramm auf der Abrechnung", sagt der Kaarst Milchbauer Stefan Schwengers, Vorsitzender der Rinderzuchtvereinigung. Schwengers selbst hat derzeit etwa 320 Kühe im Stall stehen (inklusive Nachzucht).

Der Preisverfall liegt aber nicht unbedingt an der weggefallenen Milchquote, sondern vor allem an der internationalen Marktlage. Die Nachfrage ist in einigen wichtigen Märkten gesunken. Vor allem in China und Indien wird weniger Milchpulver nachgefragt, der Export anderer Länder wie Neuseeland ist aber gestiegen. "Der Preis gerät unter Druck und reagiert extrem, und das nutzen natürlich Lebensmittel-Ketten aus", sagt Wappenschmidt. Für die Landwirte ist die Kalkulation bei extrem schwankenden Milchpreisen schwierig. "Wir brauchen einen Preis bis an die 40 Cent", sagt Wappenschmidt. "Bei deutlich unter 30 Cent ist es fraglich, ob man überhaupt die ganzen Kosten mit dem Ertrag decken kann."

(NGZ)
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