Neuss Meine Trödelmarkt-Premiere

Neuss · Zum ersten Mal als Händler auf dem Trödelmarkt stehen und Gebrauchtes verkaufen: NGZ-Mitarbeiterin Alexandra Wallendschus berichte über Tricks beim Feilschen und die Schwierigkeit, alte Lieblingsstücke abzugeben.

 NGZ-Mitarbeiterin Alexandra Wallendschus (r.) und ihre Freundin durften am Freithof ausstellen, was im Kleiderschrank keinen Platz mehr hatte. Nach zwölf Stunden war die Urlaubskasse um knapp 200 Euro schwerer.

NGZ-Mitarbeiterin Alexandra Wallendschus (r.) und ihre Freundin durften am Freithof ausstellen, was im Kleiderschrank keinen Platz mehr hatte. Nach zwölf Stunden war die Urlaubskasse um knapp 200 Euro schwerer.

Foto: A. Woitschützke

Handeln unter freiem Himmel - das ist Flohmarkt für mich. Mit meiner Freundin Verena probierte ich den Neusser Citytrödelmarkt aus. Unser Sortiment: Frauenkleidung von Schal bis Schuh. Unsere Erwartung: etwas Urlaubstaschengeld. Am Ende werden es knapp 200 Euro sein.

Die Tage vor dem Trödeln verfolgte ich die Wettervorhersage ganz genau. Von Sonne über Wolkendecken bis zu Regenschauern - an Muttertag schien alles möglich zu sein. Aber das Wetter kann man leider nicht beeinflussen. Die Verkaufschancen hingegen schon. So reservierten wir vier Meter Verkaufsfläche, um unsere Waren auf Taperziertisch, Kleiderstange und Kisten gut präsentieren zu können.

Bereits um sechs Uhr morgens sammle ich meine Mittrödlerin ein. Die Kiste mit Kleiderbügeln findet im vollgepackten Auto gerade noch auf dem Schoß meiner Freundin Platz, dann kann es losgehen.

Am Freithof angekommen gucken wir uns ratlos an - wie kriegen wir all die Teile auf Tisch und Stange? Beim Auslegen der Waren kommen schnell Erinnerungen hoch. Ich kann mich häufig noch gut daran erinnern, wann ich die Sachen getragen haben. Und zwischen einigen Fehlkäufen lege ich auch alte Lieblingsteile aus, die einfach nicht mehr sitzen. Letztere wirken sich nicht förderlich auf meinen Verkaufswillen aus.

Nach rund zwei Stunden steht unser Stand. Die Geschäfte laufen langsam an und es zeigt sich, wie gerne die Schnäppchenjäger handeln. Daher setzen wir die Preise etwas höher an, um dem Feilschen Raum zu geben. Dabei entdecken manche Besucher auch Handlungspotential zwischen den 50-Cent-Schritten, wie ich bei einer Kette feststelle - doch ich bleibe standhaft: 1,50 Euro bitte!

Da wir schon öfters trödeln waren, wissen wir: wo Leute im Kleiderberg wühlen - kommen noch mehr hinzu. So hüpft einer von uns beiden bei gähnender Leere schnell mal auf die andere Standseite. Was uns jedoch neu ist: "Wenn es unordentlich ist, trauen sich die Leute eher zu gucken", sagt eine Interessentin. Na, hätten wir das mal eher gewusst.

Bis mittags vergeht die Zeit rasend. Unser Tisch ist jedoch noch gut bestückt. Während einfache Shirts gut über die Theke gehen, bleibt vieles liegen, das mehr als drei Euro kosten soll und damit einen Bruchteil des Originalpreises. Wertiges bleibt demnächst also Zuhause. Ebenso alte Lieblingsteile, denn Erinnerungen für ein, zwei Euro abzugeben fällt schwer. Ab mittags scheint auch die Sonne kräftig. Notdürftig bedecke ich den Kopf mit einem Tuch, das mir morgens noch den Hals wärmte.

Als wir nach bald zwölf Stunden zusammenpacken, erleben wir eine Überraschung. Ein Mann interessiert sich für ein Paar Pumps. Da ich über jeden Verkauf froh bin, schlage ich drei Euro vor. "Ich gebe dir fünf", sagt er. Ich kann es nicht glauben.

(NGZ)
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