Neuss Melodien des Orients verbinden sich mit westlicher Harmonik

Neuss · Wann immer das NRW-Kultursekretariat im Rahmen seiner Weltmusikförderung in Neuss anklopft, machen Kulturamtsleiter Harald Müller und sein Mitarbeiter Christian Weber die Türen auf. So auch beim Projekt "West-Östliche Saiten-Dialoge", das zu einem spannenden Abend im Kulturkeller führte. In diesen Dialogen treten fünf Saiteninstrumentalisten in einen interkulturellen musikalischen Austausch, proben intensiv und stellen die "Impro-Sessions" genannte Zusammenarbeit in mehreren Konzerten vor. Danach löst sich das Ensemble wieder auf.

Gleich das erste Stück, "Semai Blues", war eine Reise von Indien nach Westeuropa und zurück. Geschrieben hat es der Dortmunder Jens Pollheide, der ein Kenner der türkischen und arabischen Musik ist. Er spielte im Konzert zudem perfekt seinen bundlosen E-Bass. Imran Khan aus Mumbai ist einer der versiertesten indischen Sitarspieler der jüngeren Generation. Die obertonreiche indische Langhalslaute Sitar war in den vielen mitreißenden Improvisationen das markanteste Instrument. Ihm gegenüber saß an der Oud, der arabischen Kurzhalslaute, der Tunesier Sahbi Amara. Der Iraner Kioomars Musayyebi hatte sich mit "Entezar" geradezu ein Stück auf sein Brett geschrieben. Denn der persisch-irakische Santur ist eng verwandt mit dem Psalterium und auch in Westeuropa (Hackbrett) sehr verbreitet.

Vom Dortmunder Andreas Heuser, der mehrere Gitarren und eine Violine mit zusätzlicher tiefer Saite spielte, stammten mehrere Stücke, die allerdings wie in "Karsilamas Hüseyni" anatolische Färbung haben. So verschmolzen Melodien und Rhythmen des Orients mit westlicher Harmonik und meist kurzen jazzigen Improvisationen zu spannenden Verbindungen.

Sehr eindrucksvoll waren neben den oft sehr virtuosen Improvisationen besonders auch die Dialoge zwischen den Instrumenten, etwa wenn Sitar und Oud ein Wechselspiel inszenierten, Satur und Violine Melodien variierten. Im perfekten Zusammenspiel der Themen wurden Orient und Okzident zur musikalischen Einheit. Verbindendes Glied war dabei der türkische Perkussionist Fethi Ak, der mit Daburka (nordafrikanische Bechertrommel), Cajón (peruanische Kistentrommel) und einem delikaten Sammelsurium von Kleinschlagzeugen der rhythmischen Vielfalt bewundernswert Halt gab.

In der vom Publikum nachdrücklich geforderten Zugabe entpuppte sich der Sitarspieler Imran Khan auch als inbrünstiger Sänger. Nach dem begeisternden Abend überlegt Harald Müller, in seine Reihe der "Acoustic Concerts" öfter Weltmusik aufzunehmen.

(Nima)
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