Neuss/Berlin Merkels Neusser Männer

Neuss/Berlin · Hermann Gröhe wechselte ins Konrad-Adenauer-Haus. Aber auch nach seinem Auszug ist Neusser Kompetenz im Kanzleramt gefragt: Christoph Heusgen und Johannes Geismann sind Spitzenbeamte im Zentrum der Macht.

 Christoph Heusgen (links) begleitete Kanzlerin Merkel zu Gesprächen bei US-Präsident Obama.

Christoph Heusgen (links) begleitete Kanzlerin Merkel zu Gesprächen bei US-Präsident Obama.

Foto: Heusgen (l.) begleitete Kanzlerin Merkel zu Gesprächen bei US-Präsident Obama.

Die SMS zur Neusser Königsparade kam aus dem fernen Peking: "Nächstes Jahr bin ich wieder dabei!" Absender: Christoph Heusgen (54), überzeugter Neusser. Der promovierte Volkswirt begleitete als Außen- und Sicherheitspolitischer Berater seine Chefin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, auf Staatsbesuch nach China — 2007 am letzten August-Wochenende, just an jenem Traditionstermin, den Neusser für ihr Schützenfest reservieren. Noch nehmen die Mächtigen der Welt auf den niederrheinischen Kalender keine Rücksicht . . .

Dabei sind die Neusser in Berlin so stark vertreten, dass sie sich im "Neusser Kreis" regelmäßig zum Gedankenaustausch treffen. Natürlich sitzt Heusgen in der Runde, der auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe (48) und Bildungsministerin Annette Schavan angehören, die ihre politische Karriere als Ratsfrau in Neuss begann. Das Quintett komplettieren Bundestagsabgeordnete Antje Tillmann (CDU), die aus Neuss stammt und in Erfurt lebt, sowie der Neusser Johannes Geismann (49), der in der Kanzleramts-Verwaltung tätig ist.

Wer nach dem Wechsel von Hermann Gröhe ins Konrad-Adenauer-Haus glaubte, die Neuss-Bezüge im Kanzleramt würden schwinden, der irrt — und nicht nur, weil Gröhe wie er selbst sagt, "fast täglich im Kanzleramt" zu tun hat. Vor allem sind da die beiden Spitzenbeamten Heusgen und Geismann, denen der "Geist von Bonn" auch an der Spree nicht verloren gegangen ist. Wie Heusgen ist auch Geismann Schütze: Er marschiert an der Seite von Hermann Gröhe bei den "Frischlingen" in der Schützenlust mit. Auch lebt seine Mutter Karla noch in Neuss, die einst Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes war.

Der Verwaltungsjurist Geismann arbeitete als Büroleiter von Wolfgang Schäuble, der damals die CDU/CSU-Bundestagsfraktion leitete. Den Wechsel von Bonn nach Berlin machte er nicht mit. Geismann wurde Kämmerer in Düren. Heute ist er Bundesbeamter und fühlt sich an der Spree wohl: "An meiner Aufgabe reizt mich die große Vielfältigkeit. Kein Tag verläuft wie der andere. Immer wieder stellen sich neue Herausforderungen."

Zwei Stipendien führten Christoph Heusgen in die USA, wo er Interesse an der Außenpolitik fand. Er spricht neben Deutsch auch Englisch und Französisch, begann seine Laufbahn im Auswärtigen Amt, war stellvertretender Büroleiter beim damaligen Außenminister Klaus Kinkel und leitete später den Stab von Javier Solana als der Hoher Vertreter der EU war. Aus Brüssel holte ihn Merkel nach Berlin. Für 2010 hat Schütze Heusgen einen Wunsch: Er möchte die Neusser Königsparade nicht verpassen: König Joachim Goetz ist sein Mitmarschierer im Zug "Nur So".

(NGZ)
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