Neuss Migrantinnen für Sportvereine gewinnen
Neuss · Der Integrationsrat hat sich einen neuen Schwerpunkt gesetzt und fordert mehr Offenheit der Stadt.
Der Integrationsrat will bei seiner Arbeit den Sport mehr in den Mittelpunkt rücken. Das hat er in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. "Gerade bei Migrantinnen gibt es einen Nachholbedarf", sagt Vorsitzender Ozan Erdogan. "Die Frauen nehmen Sportangebote nur wenig wahr." Dabei helfe der Sport sehr gut bei der Integration. "Man hat als Mannschaft ein gemeinsames Ziel, unterstützt sich gegenseitig und lernt sich so auch besser kennen." Die Broschüre "Sport spricht viele Sprachen" biete eine Übersicht über die verschiedenen Angebote.
Ein anderes Anliegen ist dem Gremium die Gesundheitsvorsorge von Asylbewerbern. "Es gibt Kritik, dass das bisherige System sei viel zu kompliziert ist", erklärt Erdogan. Daher soll die Stadtverwaltung nun prüfen, ob den Flüchtlingen - wie anderen Patienten auch - eine Chipkarte zur Verfügung gestellt werden kann. Vorbild ist das Land Bremen, das die elektronische Gesundheitskarte für Asylbewerber bereits eingeführt hat.
Um Flüchtlinge insgesamt besser zu betreuen, wünscht sich der Integrationsrat außerdem, dass Ehrenamtliche stärker unterstützt werden. "Die Integrationslotsen haben viele Einsätze und müssen dabei vieles selbst finanzieren", berichtet Ozan Erdogan. Denn auch kleine Beträge - wie Fahrtkosten, Kaffee oder Gebäck bei einem vertrauensvolles Gespräch oder der Eintritt ins Schwimmbad - läpperten sich. "Auf ministerialer Ebene wurde schon gesagt, dass den Ehrenamtlern das nicht mehr zuzumuten ist."
Der Integrationsrat sieht außerdem Handlungsbedarf bei der Stadtverwaltung selbst. "Seit Jahren fordern wir die interkulturelle Öffnung der Verwaltung, doch in den letzten 20 Jahren hat sich nicht viel getan", sagt der Vorsitzende. "Wir wollen, dass die Stadt bei Neubesetzungen mehr Migranten einstellt und ausbildet." Ebenso, dass Menschen, die mit Zuwanderern zusammenarbeiten, wie in anderen Städten auch in Neuss interkulturell geschult werden: "Das hilft, Missverständnisse zu vermeiden."
