Neuss Mit dem "Storchentaxi" zum Kreißsaal

Neuss · Das Johanna-Etienne-Krankenhaus hat einen neuen Service für werdende Eltern etabliert. Partner ist ein Krankenfahrdienst, dessen Fahrer auch wissen, was zu tun ist, wenn es Kinder bei der Geburt besonders eilig haben.

 Neben dem Storchenmobil des Etienne-Krankenhauses (v.l.): Michael Hinzmann von der Firma "vectorius", Christiane Klosterschulte-Öncü mit ihrer Tochter Elea sowie Dr. Margret Albiez, leitende Ärztin der Geburtshilfe am JEK.

Neben dem Storchenmobil des Etienne-Krankenhauses (v.l.): Michael Hinzmann von der Firma "vectorius", Christiane Klosterschulte-Öncü mit ihrer Tochter Elea sowie Dr. Margret Albiez, leitende Ärztin der Geburtshilfe am JEK.

Foto: woi

Aufgeregt, ängstlich und gleichzeitig hoch euphorisch: Wenn sich die Geburt ankündigt, überträgt sich der Gemütszustand der Hochschwangeren nicht selten auch auf den Vater. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, um sich selbst hinters Steuer zu setzen, und zur Klinik zu fahren. Das Johanna-Etienne-Krankenhaus (JEK) bietet daher gemeinsam mit dem Krankenfahrdienst "vectorius" einen ganz besonderen Service an: das Storchentaxi. Werdende Mütter, die im Umkreis von 25 Kilometern rund um das JEK wohnen und dort entbinden wollen, können das Storchentaxi bestellen und werden umgehend zum Kreißsaal gebracht.

"Bereits 19 Mal war unser Storchentaxi unterwegs", sagt Dr. Margret Albiez, leitende Ärztin der Geburtshilfe am JEK. "In sechs Fällen war es ein Fehlalarm. Aber am nächsten oder übernächsten Tag kamen die Frauen erneut mit dem Storchentaxi und haben dann bei uns entbunden", erklärt die Gynäkologin weiter.

Für die werdenden Mütter steht im Fahrzeug ein Rollstuhl bereit, in dem sie dann direkt zum Kreißsaal gebracht werden. "Und die Fahrer bringen die Schwangeren auch wieder zurück, wenn es ein Fehlalarm war", so Albiez.

Christiane Klosterschulte-Öncü hat von dem neuen Angebot profitiert. "Gegen 23.30 Uhr riefen wir das Storchentaxi. Der Fahrer brachte uns schnell ins Johanna-Etienne." Einige Zeit später kam ihr Erstgeborenes zur Welt. Weder sie noch ihr Mann hat ein Auto, und das Paar hatte sich während der Geburtsplanungen ganz bewusst für das Storchentaxi entschieden.

Jeder der Taxifahrer ist ausgebildeter Sanitäter und zudem JEK-intern geschult worden. So haben sie nicht nur gelernt, gegebenenfalls auf Hochschwangere beruhigend einzuwirken. "Sie wissen auch, was zu tun ist, wenn Kinder so schnell sind, dass sie sogar unterwegs kommen ", sagt Albiez. Wichtig sei dann vor allem: Der Mutter das Neugeborene auf den Bauch zu legen und es warm zu halten. "Um alles andere kümmern wir uns", sagt Albiez. Bislang sei ein solches Ereignis noch nicht vorgekommen und passiere auch äußerst selten, so Albiez.

Bereits bei der Geburtsplanung und -anmeldung erfahren die werdenden Mütter von dem Service des JEK und erhalten Info-Material. "Auch schwangere Flüchtlingsfrauen, die sonst vielleicht gar nicht wüssten, an wen sie sich kurz vor der Entbindung wenden sollten, haben wir informiert", erklärt Albiez.

Das Storchentaxi ist rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr erreichbar. Die Idee dazu wurde von dem Krankenhaus in Mönchengladbach-Neuwerk, das ebenfalls zur Unternehmensgruppe der St.-Augustinus-Kliniken gehört, nach guten Erfahrungen dort kopiert.

Die Kosten für das Storchentaxi übernimmt das JEK. Üblich sei es, dass Hochschwangere einen Krankentransport rufen, erklärt Albiez. "Ein Krankenwagen ist aber vor allem sinnvoll, wenn es sich um einen Notfall handelt", sagt die Oberärztin. "Insofern ist das Storchentaxi sogar die günstigere Alternative."

(BroerB)
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