Serie Musikbands In Neuss Mit Musik eigene Erlebnisse verarbeiten

Neuss · Henning Großmann macht Musik - vor allem für sich selbst. Der 19-Jährige hat bis vor kurzem noch unter dem Künstlernamen Echove agiert. Für seine CD "Kreidezeit" hat er sich aber entschlossen, bei seinem Geburtsnamen zu bleiben.

 Er ist eine ganze Band in einer Person: Henning Großmann textet, komponiert, singt, spielt Gitarre, Bass und Klavier.

Er ist eine ganze Band in einer Person: Henning Großmann textet, komponiert, singt, spielt Gitarre, Bass und Klavier.

Foto: Lukas Boudnik

Neuss Sieben Jahre macht Henning Großmann schon Musik. Jetzt hat er sein erstes Album rausgebracht. "Kreidezeit" heißt das Werk des 19-Jährigen - in dem sich alles um das Thema Kindheit dreht. Ob sich das Album verkauft, ist Henning Großmann egal. Geld will er damit nicht verdienen, das Album macht er vielmehr für sich.

Singen, texten, Gitarre spielen - all das kann der Neusser. Seit er zwölf ist, macht er Musik und spielt Gitarre, daneben Bass und Klavier. Aktuell jobbt er in einem Tonstudio, bald will er auch etwas in dieser Richtung studieren. "Wahrscheinlich in Dortmund", sagt er. Sich aber beruflich auf das Musikmachen spezialisieren - das will er nicht. "Musik ist mein Hobby", sagt der 19-Jährige.

Einen Tag bis eine Woche brauche er, um einen Song zu schreiben, erzählt Henning. Aber: "Ich neige oft dazu, Sachen anzufangen und zur Seite zu legen. Ich habe über 100 Lieder angefangen, aber vollendet höchstens 20." Ist er zu perfektionistisch? Ja, bestätigt der Musiker, das sei er: "Ich bin nie zufrieden, und da ich alles selbst produziere, kann ich immer etwas ändern."

Zwei Jahre hat der 19-Jährige an seinem ersten Album gearbeitet. Nun hat er es veröffentlicht. Einfach nur für sich. Trotzdem denkt der Neusser nicht ans nur Heute, sondern auch in längeren Zeiträumen: "Vielleicht hören irgendwann meine eigenen Kinder die CD und sagen ,Krass, du hast dich zwei Jahre hingesetzt und das gemacht'", sagt er und lächelt.

Großmann sprudelt nur so vor Ideen. Mit der Musik verarbeitet der junge Mann auch seine Erlebnisse. Er geht noch einen Schritt weiter und sagt, dass er das Songwriting regelrecht braucht. "Musik hat was Therapeutisches", meint er nämlich, "man setzt sich hin und verarbeitet Erlebtes." Und fügt noch hinzu: "Um ein ausgeglichener Mensch zu sein, muss man sich mit sich selbst befassen."

Der 19-Jährige wirkt sehr nachdenklich - was sich auch auf seinem aktuellen Album "Kreidezeit" widerspiegelt. Neben Themen wie dem Erwachsenwerden und dem Sich-selbst-finden beschäftigt den jungen Musiker auch das Schicksal eines sechsjährigen Mädchen, das an Krebs erkrankt ist. Er bekommt das hautnah mit, weil die Kleine die die Schwester einer Freundin von ihm ist. Das Mädchen musste schon zahlreiche Chemotherapien über sich ergehen lassen, und so hat Großmann einen Song über die Kleine geschrieben. Für die Familie und vor allem das Kind sei dies etwas ganz Besonderes. "Das Mädchen hat sich sehr gefreut, dass es einen eigenen Song gibt, der nur von ihm erzählt", sagt er.

Für sein neues Album hat er sich gar von seinem alten Künstlernamen Echove verabschiedet: "Schluss mit Künstlernamen. Ich ziehe um. Zum neuen Album habe ich mir überlegt, meine Musik unter meinem richtigen Namen zu veröffentlichen", verkündet er auf seiner alten Facebookseite "Echove" . Zehn Songs hat er für seine CD aufgenommen, die er auf seiner neuen Facebook-Seite "Henning" auch gepostet hat. Allesamt natürlich in deutscher Sprache - das passt zu seinem Anspruch, Erlebtes und Gefühltes auszudrücken.

Außerdem hofft der Nachwuchsmusiker auf viele Konzerte in diesem Jahr. Spielen könne er eigentlich überall, meint er und führt als Beispiel einen Ausflug nach Berlin an: Dort hat er einfach einen Tag lang Straßenmusik gemacht. Ein Obdachloser sei richtig begeistert von ihm gewesen und habe ihn eine Stunde lang begleitet. Verdient hat er an dem Tag aber nur einen Euro. "Den habe ich dann dem Obdachlosen gegeben", sagt er und lacht.

(NGZ)
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