Überfall auf Geldtransporter Mit Panzerfaust eine Million erbeutet

Samstag 12.40 Uhr. Am Hintereingang des Modemarktes Adler sind die Tageseinnahmen in einen bereitstehenden Werttransporter der Firma Securitas verladen worden. Knapp eine Million Mark. Die beiden Wachmänner fahren los. Schon nach wenigen Metern kommt ein Mercedes von vorne auf den Sicherheitswagen zugerast. Der Fahrer weicht nach rechts aus, und wird gleichzeitig von einem VW-Passat an der Fahrerseite gerammt - eine abgekartete Sache.

Dann geht alles rasend schnell. Aus dem Mercedes springen zwei Männer, mit Sturmhauben maskiert und mit Schnellfeuergewehren bewaffnet. Auch der Mann aus dem Passat verläßt seinem Wagen, eine Panzerfaust in den Händen. Es fällt ein Schuss. Einer der drei Männer hat in den Reifen des gepanzerten Wagens geschossen. Das Trio fordert die beiden Sicherheits-Angestellten auf, den gepanzerten Wagen zu öffnen.

Sie gehorchen wohl wissend, dass die armierten Wände des Wagens der Panzerfaust nicht stand halten. Sie öffnen die Sicherheitstüre. Das Trio schaft die Geldkassetten aus dem Fahrzeuginneren, lädt sie in den Mercedes. Plötzlich hallt ein weiterer Schuss durch das Gelände, trifft die Seitenwand des Transporters, durchschlägt diese. "Mit mehreren hunderttausend Mark", so Polizeisprecher Hans-Willi Arnold, flüchten die Täter in dem schwarzen Mercedes.

Zuverlässige Quellen wissen von rund einer Million Mark Beute. Nach wenigen Sekunden ist der Spuk vorbei. Die Securitas-Angestellten alarmieren die Polizei; eine sofortige Großfahndung, in die auch der Hubschrauber eingeschaltet ist, bleibt ergebnislos. Der Flucht-Mercedes wird wenige Minuten später auf der Straße "Auf'm Kamp" ganz der Nähe gefunden.

Die Spurensicherung nimmt ihre Arbeit auf. Die ersten Ermittlungen ergeben, dass die Kennzeichen des VW-Passat im Februar in Dormagen von einem Polo gestohlen worden waren. Der Mercedes war zwischen Donnerstag 7 Uhr und Samstag gegen 9.50 Uhr in Düsseldorf entwendet worden.

Unter der Regie von Staatsanwalt Johannes Mocken nimmt das Kripo-Dezernat 21 in Neuss die Ermittlungen auf. Mögliche Zeugen des Überfalls werden gebeten, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Eine mögliche Spur des Überfalls führt in die terroristische Szene der früheren RAF. Der Überfall in Neuss war der vierte "Blitz-Raub" nach der gleichen Masche innerhalb von drei Jahren.

Bei einem Überfall nach der gleichen Masche am 31. Juli vergangenen Jahres in Duisburg auf einen Securitas-Transporter wird ein Haar gefunden - nach einem Gen-Test wird es Ernst-Volker Staub (45) zugeordnet. Er ist einer der meistgesuchten RAF-Terroristen. Er wird dringend verdächtigt, an dem Mord an den früheren Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder im April 1991 in Düsseldorf beteiligt gewesen zu sein.

Weitere Überfälle im Dezember 1998 bei Allkauf in Hagen und im Juni 1997 bei Allkauf in Langenfeld werden dem Trio zugeordnet; in allen Fällen wurden Securitas-Transporter gerammt und von schwer bewaffneten Räubern überfallen. Chris Stoffels

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