Neuss Mit "Quirinus" durchs Wattenmeer

Neuss · Eine Mannschaft des Neusser Rudervereins sticht heute mit einem Kirchboot in See. In seinem Aussehen erinnert es ein wenig an die legendären Langboote der Wikinger. Die "Wanderfahrt" führt unter anderem nach Langeoog.

Petra Röder rudert zwar erst seit einigen Jahren, hat aber schon diverse Gewässer befahren. So kennt die Neusserin den Neckar, die Mosel, die Ruhr - und den Rhein sowieso. Jetzt aber steht die Salzwasser-Premiere an. Heute stechen 16 Mitglieder des Neusser Rudervereins in See. "Wir unternehmen eine Wanderfahrt durchs ostfriesische Wattenmeer", erklärt Petra Röder. "Ich bin schon ganz aufgeregt", so die 57-Jährige.

Mit dem vereinseigenen Kirchboot "Quirinus", das am Samstag per Pkw-Anhänger von Grimlinghausen an die Küste gebracht wurde, geht es zunächst von Norddeich aus nach Juist. Dann steht Langeoog auf dem Programm. Dort sind vier Übernachtungen in einer Jugendherberge vorgesehen. Ausflüge per Boot führen die neun Männer und sieben Frauen unter anderem nach Norderney und Baltrum. "Auch Seehundbänke wollen wir besuchen", erzählt Petra Röder. Insgesamt werden 70 bis 80 Seemeilen zusammenkommen - wenn denn das Wetter mitspielt und alle geplanten Programmpunkte erlaubt.

Das Kommando an Bord hat Ulrich "Uli" Müller, der diese Tour mit anderer Mannschaft vor zwei Jahren schon einmal unternommen hat. Gemeinsam mit seiner Frau Tordis hat der aus Neuss stammende Mann, der in Hückelhoven lebt, alles Nötige organisiert und geplant. Dazu gehört auch, sich die Zeiten von Ebbe und Flut zu notieren. Müller einen Seebären zu nennen, wäre sicher übertrieben. Doch Erfahrung hat er. Im Ruderboot saß der 57-Jährige schon als Schüler des Theodor-Schwann-Gymnasiums. Zudem besitzt er den Segelschein. "Den bräuchte ich aber eigentlich nicht, um unser Kirchboot im Wattenmeer zu bewegen", sagt er.

Das ursprünglich aus Finnland stammende Kirchboot ist ein speziell geklinkertes Holzruderboot. Das heißt, dass sich die Planken überlappen. Die Bordhöhe ist so gestaltet, dass auch höhere Wellen dem Boot und seinen Insassen nichts anhaben können. In seinem Aussehen erinnert es ein wenig an die legendären Langboote der Wikinger. Das etwa zwölf Meter lange Boot "Quirinus" kann von 14 Personen und einem Steuermann gerudert werden.

Trotz ihrer Länge sind diese Boote wendig und schnell, und durch ihre Bauweise gelten sie als seetüchtig. Der geringe Tiefgang gestattet es, auch in flacheren Bereichen zu fahren. Käpt'n Müller gibt die Durchschnittsgeschwindigkeit mit fünf Knoten an, das entspricht etwas mehr als neun Kilometern pro Stunde. "In der Spitze sind 6,5 Knoten möglich", sagt er. Aber es soll eher eine gemütliche Tour werden.

Dem Laien mögen solche Trips in die Nordsee wie ein Wagnis erscheinen. Doch Uli Müller hält beispielsweise den Bodensee für wesentlich anspruchsvoller als das Wattenmeer. "Schon allein wegen der plötzlichen Wetterwechsel und der extremen Tiefe des Sees." Gleichwohl sind alle Teilnehmer der Neusser Nordsee-Expedition mit Schwimmwesten ausgestattet, und auch ein Funkgerät ist mit an Bord - zur Sicherheit.

(NGZ)
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