Neuss Mit Uli Borowka gegen Sucht und für Gesundheit im Betrieb

Neuss · Ex-Fußballnationalspieler wirbt als IHK-Gast für Gesundheitsmanagement in Unternehmen.

 Mit Bremen wurde Borowka auch zweimal Deutscher Meister.

Mit Bremen wurde Borowka auch zweimal Deutscher Meister.

Foto: Firo

Am Abend schaltet Uli Borowka gestern alles ab. Werder Bremen trifft zum Abstiegsgipfel in der Fußball-Bundesliga auf den VfB Stuttgart, und mit den Bremern hat der frühere Nationalspieler seine größten sportlichen Erfolge errungen. Zweimal Deutscher Meister, zweimal DFB-Pokalsieger, einmal Europapokalsieger der Pokalsieger. Dass der Verein im Abstiegskampf steckt, schmerzt ihn. "Ich mache das Handy aus und gehe spazieren", sagt Borowka. Nichts hören, nichts sehen, nichts mitkriegen. Das gilt aber nur für den Abstiegskampf. Davon ab zeigt der 53-Jährige da Flagge, wo andere am liebsten nichts hören, nichts sehen, nichts mitkriegen. Borowka war jahrelang Alkoholiker, und er spricht offen darüber, um das Thema aus der Tabuzone zu holen und Präventionsarbeit zu leisten. Als Gast berichtet er auf Einladung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein über sein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker.

Neuss: Mit Uli Borowka gegen Sucht und für Gesundheit im Betrieb
Foto: Staschik, Olaf (ola)

Wenn Uli Borowka über diese Zeit spricht, dann wirkt das mehr als eine an die Wand projizierte Statistik. Er hat ein Buch über die Sucht und wie er sie überwand geschrieben, es trägt den Titel "Volle Pulle". Wer so offen über seine Erfahrungen redet, der regt zum Nachdenken an. Genau deshalb hat die IHK ihn für die Unternehmerveranstaltung an ihrem Neusser Standort ins Boot geholt. Dabei geht es um betriebliches Gesundheitsmanagement, ein Schwerpunkt wird auf Suchtprävention gelegt. IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz nennt alarmierende Zahlen. "1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind alkoholabhängig, 2,3 Millionen medikamentenabhängig, 500.000 glücksspielsüchtig und 300.000 abhängig von illegalen Drogen", sagt Steinmetz. "Die Dunkelziffer ist aber wesentlich höher."

Für Unternehmen jedoch sind gesunde Mitarbeiter ein echtes Faustpfand. "Wir wissen um diese Bedeutung. Gesunde Mitarbeiter sind nicht nur leistungsfähiger, es gibt ja auch weniger krankheitsbedingte Ausfälle", erklärt Steinmetz. Nachdem Uli Borowka aus seinem Leben berichtet hat, geht es bei der IHK-Veranstaltung daher sowohl um präventive Maßnahmen als auch um den Umgang mit Betroffenen bis hin zum Wiedereingliederungsmanagement.

Dass sich ein betriebliches Gesundheitsmanagement lohnt, betont Christoph Buchbender, Vorstand der RheinLand-Versicherungsgruppe. Dort fußt das Modell auf fünf Säulen: Vorsorge (zum Beispiel mit Gesundheits-Checks und Impfungen), Arbeitsplatz (unter anderem mit einem Rückenfit-Angebot), psychische Gesundheit (Rückzugsräume, Entspannungstechniken), Bewegung (Fitnesstag, Lauftreffs) und Ernährung ("Gesundes Kochen"-Kurse und Aktionstage). "Unsere Krankheitsquote liegt um 1,2 Prozent unter dem Durchschnitt in der Versicherungswirtschaft", sagt Buchbender. "Wenn man das hochrechnet, lässt sich der Schluss ziehen: Ein betriebliches Gesundheitsmanagement kostet im Grunde nichts." Jürgen Steinmetz betont, dass nicht nur Mitarbeiter solches Engagement schätzen. "Es strahlt auch nach außen", meint er. Wenn sich ein Unternehmen für die Gesundheit seiner Mitarbeiter stark mache, spreche sich das herum.

Die IHK möchte mehr Unternehmen für ein solches Engagement begeistern. "Im Bereich Mittlerer Niederrhein setzen 47 Prozent der Unternehmen auf betriebliches Gesundheitsmanagement", sagt Steinmetz. "Das ist deutlich zu wenig. Da ist noch Luft nach oben."

(NGZ)
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