Neuss Mitreißendes Konzert in ungewöhnlicher Besetzung

Neuss · Kammerakademie und Delian-Streichquartett überraschten beim Konzert im Zeughaus mit Werk von Edgar Elgar.

Das war im Vorfeld sicher nicht so geplant, jedoch die Grundstimmung des ersten Werkes beim 5. Abo-Konzert der Deutschen Kammerakademie Neuss (DKN) ließ unwillkürlich die Schreckensmeldungen dieses Tages von der furchtbaren Schiffstragödie im Mittelmeer wieder aufleben. In Dmitri Schostakowitschs (1906-1975) düsterem Streichquartett Nr. 4 D-Dur spiegeln sich auf bedrückende Weise die Repressalien wider, die der russische Komponist und mit ihm unzählige seiner Landsleute unter der Knute Stalins erleiden mussten.

Das Delian-Quartett mit Adrian Pinzaru und Andreas Moscho ( beide Violine) Aida Carmen Soanea (Viola) und Jelena Ocic (Violoncello) nahmen sich dieses von Schwermut, bitonaler Harmonik (zwei Tonarten gleichzeitig) und Einflüssen jüdischer Folklore geprägten Werkes mit hoher Kompetenz und tiefem Ernst an. Lediglich die Cellistin, die - vertraut man der Vorankündigung - nicht ständig bei den "Delians" spielt, wirkte am Anfang noch ein wenig befangen. Doch spätestens im Finale wusste sie mit großem Ton und auch selbstbewusst aufzutrumpfen.

Dann taten sich DKN und das Streichquartett zusammen und machten - engagiert von Lavard Skou Larsen geleitet - mit einem zu Unrecht wenig bekannten Opus von Edward Elgar (1857-1934) bekannt: "Introduktion und Allegro" op. 47 für diese ungewöhnliche Besetzung. Die klangvolle, mitreißende Komposition ist ein echter Elgar - voller Melodienseligkeit und musikantischem Schwung. Quartett und Streicher loteten die einprägsamen melodischen Linien mit prächtiger Klangentfaltung aus - die Solobratsche steuerte ein expressives walisisches Volkslied bei. Großer Jubel dankte allen, und die Zuhörer durften mit positiveren Gefühlen in die Pause gehen.

Auch in der "Linzer Sinfonie" C-Dur überwiegen das Lichte und Helle. Wolfgang Amadeus Mozart benötigte für ein Konzert in Linz, wo er nach einer Salzburg-Reise Station machte, eine Sinfonie und hatte gerade keine zur Hand. So schrieb er in wenigen Tagen eine neue - das mag man kaum glauben, wenn man dieses kunstvoll konzipierte Werk hört.

Skou Larsen gab seinen bestens vorbereiteten Musiker durchweg kräftige Impulse. Das war, zumindest in den Ecksätzen, weitgehend ein wohltuend handfester Mozart - lediglich der Paukist tat im ersten Satz des Guten zu viel. Von den Bläsern ließen vor allem die Solooboe und das Solofagott aufhorchen. Im Trio des 3. Satzes duettierten die Beiden fein abgestimmt und so edel, dass, nach enthusiastischem Applaus, dieses Kabinettstückchen noch einmal als Zugabe erklang.

(NGZ)
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