Neuss Museumsreife Kunst aus Neusser Atelier

Neuss · Das Museum van Bommel van Dam in Venlo hat vier Arbeiten der Fotografin Hildegard Monssen für seine Sammlung gekauft.

 Der niederländische Museumschef Rick Vercauteren hat im Atelier von Hildegard Monssen die Arbeiten für die Sammlung selbst ausgesucht.

Der niederländische Museumschef Rick Vercauteren hat im Atelier von Hildegard Monssen die Arbeiten für die Sammlung selbst ausgesucht.

Foto: Woi

Das Atelier von Hildegard Monssen hat so gar nichts mit gängigen Vorstellungen von diesem speziellen Arbeitsplatz zu tun. An der Tür sind als Zeugen der vielen Ausstellungen, die die Künstlerin schon gehabt hat, jede Menge Einladungskarten festgepinnt. Nicht kreuz und quer, sondern gerade und gut lesbar. An den Wänden hängt das, worum es geht: Fotografien. Und selbst die vielen Arbeiten, die da keinen Platz mehr finden, stehen ordentlich aufgereiht an der Wand. Mitten im Raum steht ein großer Tisch, wie man ihn aus Hombroich kennt. Selbst da herrscht eine gepflegte Ordnung, nichts liegt rum, alles scheint seinen Platz zu haben. "Ich brauche das", sagt Hildegard Monssen und lacht, "außerdem habe ich ja einen sauberen Job."

Stimmt. Pinsel und Farben braucht sie nicht. Auch wenn ihre Bilder von Pflanzen oder überhaupt organischen Strukturen oft aussehen wie gemalt - sie sind fotografiert. Und sie haben Museumsreife erlangt. Jede Ausstellung ist eine Freude für Hildegard Monssen, aber dass das Museum van Bommel van Dam in Venlo nun vier Arbeiten von ihr besitzt - das erfüllt sie mit einem Stolz, den auch das scheue Lächeln nicht verdecken kann. Sie habe schon nach Luft geschnappt, als sie auf dem Titelblatt des Bestandskatalogs ihren Namen fett gedruckt zwischen Künstlern wie Marc Chagall, Hans Arp, Günther Uecker oder Alexander Calder gesehen habe, gibt sie zu.

Museumschef Rick Vercauteren war in ihrem Atelier und hat selbst die Arbeiten ausgesucht: zwei Werke aus der Serie "Le paysage florale" aus dem Jahr 2012, sowie zwei Fotografien der Serie "Nature morte Vivante" von 2015. "In ihrer Arbeit zeigt Hildegard Monssen mit bedachtsam gewählten Ausschnitten die Schönheit der Vergänglichkeit und der Zeitlichkeit in philosophischem Sinn. Verfallen und Sterben sind gepaart mit einer in vielerlei Hinsichten verblüffenden Ästhetik" heißt es in der Erläuterung zu dem Ankauf. Als "Lichtbildnerin" bezeichnet Vercauterin die Neusser Künstlerin höchst zutreffend, denn ihr wichtigstes Werkzeug ist das Licht. Vor allem das natürliche bringt sie auf den Weg zu ihrer Kunst, in deren Zentrum immer eine Pflanze steht: "Ich kann nur etwas sehen, wenn es Licht und Schatten gibt", sagt sie, "sonst ist es so, also ob sie keinen Körper hat."

Hildegard Monßen sucht die Struktur, immer und überall. Hat eine Kamera dabei, wenn sie nur mit dem Hund spazierengeht und wartet manchmal wochenlang, bis eine Blume den richtigen Welk-Grad erreicht hat. Oder stellt auch nur zufällig fest, dass genau jetzt der Punkt erreicht ist, den sie braucht: Weil just ein Sonnenstrahl das Objekt so beleuchtet, dass es durchscheinend wirkt. Nachbearbeitet wird nichts, betont sie. Und ergänzt ganz trocken: "Ich wüsste auch gar nicht, wie das geht."

Ihren Blick hat sie im Laufe der Jahre geschult, sagt sie. Für das Besondere. Angefangen hat sie mit Porträts, mit Gesichtern, bei Pflanzen ist sie gelandet. "Auch weil sie still halten", erklärt sie lachend. Porträts sind es immer noch, selbst wenn man die Calla als solche ebenso wenig erkennt wie die übrig gebliebene geknüllte Plastikfolie, die unter dem Blick der Fotografin für den Betrachter zum Brautkleid geworden ist.

(NGZ)
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