Neuss Musik entführt nach Südamerika

Neuss · Die Brasilianerin Rosani Reis und Band begeisterten auf Schloss Dyck.

 Rosani Reis brachte neue Rhythmen ins Schloss.

Rosani Reis brachte neue Rhythmen ins Schloss.

Foto: A. van den Hoogen

Das internationale Niederrhein-Musikfestival hat in seinen kreativen Konzertideen immer auch Platz für die Musik anderer Kulturen, meist südamerikanischer oder karibischer Länder. Auch in der zwölften Ausgabe gab es jetzt bei einem Nachmittag auf Schloss Dyck "Beleza - Música do Brasil". Weil aber das "Rosani Reis-Quintett" gastierte, mussten viele Zuhörer im ausverkauften Festsaal des Hochschlosses ihre Klischeevorstellungen von brasilianischer Samba-Musik korrigieren.

Das hatte vor allem mit der charismatischen Sängerin und Komponistin Rosani Reis zu tun und ihrer heimatlichen Musik. Sie stammt aus dem südöstlich oberhalb von Rio de Janeiro gelegenen Bundesstaat Minas Gerais (Allgemeine Minen), in dessen Gold- und Diamantenbergwerken am längsten afrikanische Sklaven beschäftigt wurden. Ihre Musik hat - salopp gesagt - afro-brasilianische Wurzeln. Geradezu folgerichtig verbindet sie Jazzmusik mit brasilianischer Música popular.

Ihre bevorzugten Titel stammen von Musikern der neuen Generation, wie Sérgio Santos oder des schwarzen Komponisten und Gitarristen Sérgio Pererê. Viele Titel sind speziell für Rosani Reis geschrieben, und ihr Gesang vermittelt ihr ausdrucksstarkes Engagement für diese afro-brasilianische Musik, die Brasilianer kaum kennen.

Etliche Lieder sind melancholisch-schön, wie "Rosário des pretos", das vom Rosenkranz des alten Schamanen erzählt. Sérgio Santos schreibt eine Hommage an den Musiker Tizumba, den Rhythmus bestimmt "A Gunga", die Fußfessel der Sklaven.

"Die Melodien nehme ich aus den Kurven der Berge, die Harmonien aus den Krypten der Kirchen, den Rhythmus aus der Tradition", sagt der Komponist und verherrlicht in "Toada Mineira" seine Heimat Minas Gerais. In "Cortejo" zieht eine Prozession vorüber, allerdings schnellen Schrittes. In ausgesprochen jazzigen Liedern wie "Me deixa em paz" (Lass mich in Ruhe) von Monsueto dürfen Joao Luiz Noguiera (Gitarre) und Marcio Tubino (Querflöte, Saxofon) ausgiebig und kreativ improvisieren.

Trigo Santana (Kontrabass) liefert neben harmonischem Fundament auch feinen Begleitgesang, und Amoy Ribas (Percussion) bedient vital ein ansehnliches Arsenal, dabei auch etliche Original-Schlagwerke aus Afrika.

(Nima)
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