Neuss Musik und Talk in der Christuskirche

Neuss · Der Musiker Dieter Falk stand gestern beim Talk auf dem blauen NGZ-Sofa im Rahmen der Kirchenmusikwoche nicht nur Rede und Antwort - er machte auch Musik. Sehr zur Freude von Gastgeber Ludger Baten und den Zuhörern.

 Ein ungewöhnlicher Ort für das blaue NGZ-Sofa: In der Christuskirche wurde es gestern für den Talk von Ludger Baten (l.) mit dem Komponisten und Musikproduzenten Dieter Falk aufgestellt.

Ein ungewöhnlicher Ort für das blaue NGZ-Sofa: In der Christuskirche wurde es gestern für den Talk von Ludger Baten (l.) mit dem Komponisten und Musikproduzenten Dieter Falk aufgestellt.

Foto: Andreas Woitschützke

Wenn ein Interview vorbei ist, ist es vorbei. Anders als beim Konzert wäre es albern, wenn die Zuschauer eine Zugabe fordern. Eigentlich. Denn in der Christuskirche läuft es anders. Nachdem NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten und sein Gast Dieter Falk ihr Gespräch beendet haben, gibt es anhaltenden Beifall. Den deutet Musiker, Komponist und Produzent Falk völlig richtig. "Soll ich noch was spielen?" fragt der 56-Jährige. Natürlich. Wünsche will er erfüllen. Erbeten sind "Großer Gott wir loben Dich" und "Oh happy day". Also improvisiert Falk aus beiden Liedern ein Medley. Der perfekte Ausklang für ein ungewöhnliches Interview.

Da ist allein schon der Ort: Das blaue NGZ-Sofa hat an diesem Abend ein "Auswärtsspiel" in der Christuskirche. Anlass sind die 57. Neusser Kirchenmusikwochen. Welcher Gast könnte da besser passen als Dieter Falk, der gerade mit dem Pop-Oratorium "Luther" unterwegs ist. "Ich bin ganz andächtig, in so einem schönen Gotteshaus zu sitzen", sagt Ludger Baten gleich zu Beginn. Das blaue Sofa steht, wo sonst der Pfarrer durch den Gottesdienst führt. Das hölzerne Kreuz auf dem steinernen Altar wacht über das Gespräch. Beeindruckend ist die Akustik. Die gesprochenen Worte hallen nach, Dieter Falk weiß das zu nutzen, lässt seine Worte an den richtigen Stellen klingen.

Der 56-Jährige hat viel zu erzählen. Natürlich von "Luther". Das Musical führt er in neun Städten zusammen mit je 3000 Chorsängern aus der jeweiligen Region auf. Süffisant kann Falk über seine Zeit in der Jury von "Popstars" sprechen. Enttäuscht analysiert er die Entwicklung, die der ESC genommen hat ("Da geht es ja nicht mehr um Musik"). Schwärmerisch erinnert er sich an die Zeit im Chor seiner heimischen Kirchengemeinde. Der 56-Jährige nimmt die Zuhörer mit in die Sitzung der Jury beim Musikwettbewerb von Schützenkönig Gerd Philipp Sassenrath vor wenigen Wochen. Aber auch in seine Zeit als Produzent - in der "goldenen Zeit der Platten" - gibt er Einblicke.

Für "Pur" hat er unter anderem "Abenteuerland" produziert. "Damals hatten wir ein Budget von 200.000 Mark", erinnert er sich. Heute hätten junge Künstler zum Teil nur noch 30.000 Euro, wovon sie auch noch den eigenen Lebensunterhalt bestreiten müssten. Die Folge der Digitalisierung von Musik sei das. Dann fragt der Produzent das Publikum, wer in den letzten zwei Monaten eine CD gekauft habe. Nur wenige Finger gehen hoch. Spotify macht auch vor der Christuskirche nicht Halt. Und trotzdem: "Es gibt viel mehr gute Musiker als vor 30 Jahren", sagt Falk. Denn die Musik erlebe eine Renaissance. "Die Menschen haben wieder Spaß am Singen. Und darüber freue ich mich wie ein Schneekönig", sagt Falk. Schließlich sei die Musik sein Lebenselixier.

Das merken auch die rund 50 Zuschauer in der Christuskirche. Immer wieder springt Falk während des Gesprächs auf, rennt zum Klavier und spielt ein Stück an, animiert das Publikum zu einer Lockerungsübung. Die Zuschauer tänzeln von einem Bein aufs andere und schnipsen zur Musik.

(NGZ)
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