Serie Kaarst - Ganz Familiär Nachbarn leben Quartiers-Gedanken

Neuss · Die Menschen, die gleich nebenan wohnen, kann sich selten jemand aussuchen. Und doch ist die Beziehung teils intensiver als zu Verwandten. In Büttgen versucht der Verein "Lebendige Nachbarschaften" funktionierende Netzwerke zu schaffen.

Büttgen Mit einem Glühweintreffen von 35 Personen im November 2013 in einer Garage in Büttgen fing alles an, erinnert sich Manfred Stranz. Der Vorsitzende des Vereins "Lebendige Nachbarschaften", dessen Grundsatz "Achtsam miteinander füreinander leben - mit allen Generationen" lautet, hatte zuvor eine Haustürwerbung mit Flyern und Briefen an alle Nachbarn gestartet. "Wir hatten Büttgen gewählt, weil dort statistisch gesehen die meisten älteren Menschen in Kaarst leben", erzählt Stranz. "Es sind wohlhabende Leute, aber jeder lebt für sich. Wir wollten den Quartiers-Gedanken neu beleben", erklärt er.

Unter Quartier versteht der Verein eine gewachsene Siedlung, Kiez oder Stadtteil, kein Neubaugebiet. "Die vielen älteren Menschen sind auf Hilfe angewiesen, die eine funktionierende Nachbarschaft leisten kann", ergänzt Vereinsmitglied Eckart Rosemann. Das klappe aber nur generationsübergreifend, hebt er hervor. "Leute helfen Leuten" lautet das Prinzip, so Rosemann. Ziel sei, dass jeder ältere Mensch länger zu Hause leben könne. Der ideale Fall einer gegenseitigen Hilfe sähe beispielsweise so aus, dass ein älterer Mensch Kinder hütet, während die junge Mutter dafür im Gegenzug für ihn mit einkauft. Doch so etwas brauche Zeit, um sich zu entwickeln, gibt Rosemann zu bedenken.

In Büttgen wurde jedenfalls mit dem Glühweintreffen ein Anfang gemacht. "Damals haben Menschen, die seit dreißig Jahren nah beieinander wohnen, endlich miteinander gesprochen und von früher erzählt", sagt Stranz und freut sich noch in der Erinnerung. Inzwischen ist ein Netz entstanden, das den Nachbarschaftsgedanken lebt. Die Familien Grüttner, Rose und Bremer haben sich für die Umgestaltung eines ehemaligen Kinderspielplatzes an der Ecke Essener/Dortmunder Straße in einen generationsübergreifenden Spiel- und Begegnungsplatz eingesetzt, der in Kürze errichtet wird. Es konnten sogenannte Kümmerer als Ansprechpartner gewonnen werden. "Unser Verein ist quasi der Schuldirektor, und die Kümmerer sind die Klassensprecher", zieht Stranz einen Vergleich.

Organisationen vor Ort wie die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz, die Interessengemeinschaft Büttgen, die Ärzteschaft, die evangelische Kirche, die Schützen, die Sparkasse und das Sozialamt des Rhein-Kreises-Neuss haben ihre Hilfe bei Vernetzung und Koordination zugesagt. Für die Zukunft kann so eine deutliche Steigerung der Lebensqualität erreicht werden. Jeder sollte jemanden kennen, den er anrufen und um Hilfe bitten kann - sei es als Gesprächspartner für offizielle Dinge, für Hilfe im täglichen Leben, für gemeinsame Freizeitgestaltung und für Zusammenhalten gegenüber der Kommune bei Problemen. "Wir zeigen nicht, wie man feiert, sondern wie man sich gegenseitig hilft", betont Stranz. Ein Angebot des Vereins sind die "ehrenamtlichen Holzwerker" unter Leitung von Schatzmeister Albert Butzmühlen, die kleine Möbelschäden reparieren und Spielgeräte bauen.

Die lebendigen Nachbarschaften sollen auf ganz Kaarst ausgedehnt werden. Und so wird Stranz demnächst wieder von Tür zu Tür gehen und seine Flyer und Ideen unter die Leute bringen.

(NGZ)
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