Neuss Napoleons Wasserkreuz wird rekonstruiert

Neuss · Im Epanchoir wurden Obererft und Nordkanal verknüpft. Von dieser Kreuzung sind Teile erhalten, andere bedeckt die Nordkanalallee. Die Heimatfreunde wollen die Kreuzung rekonstruieren, deren Pläne in Bonn gezeigt werden.

 Klaus Karl Kaster auf dem Epanchoir: Links Kanal, rechts Mühlenabfluss.

Klaus Karl Kaster auf dem Epanchoir: Links Kanal, rechts Mühlenabfluss.

Foto: NGZ

In einem Lexikon sucht man das Wort Epanchoir vergeblich, doch als Neusser kennt Klaus Karl Kaster dessen Bedeutung: Ein Bauwerk für eine Wasserkreuzung. Errichtet wurde es im Schnittpunkt von Obererft und Nordkanal, doch wer die Stelle heute aufsucht, braucht Phantasie, um die "Kreuzung" erkennen zu können. Das möchten Kaster und die Vereinigung der Heimatfreunde gemeinsam mit der Stadt ändern. Sie arbeiten auf eine Rekonstruktion hin, einschließlich der Treidelwege beiderseits des Kanals.

 Aimable Hageau machte die Pläne für das Epanchoir, die in Bonn ausgestellt sind.

Aimable Hageau machte die Pläne für das Epanchoir, die in Bonn ausgestellt sind.

Foto: NGZ

Die über 200 Jahre alten Pläne von Aimable Hageaus für das Epanchoir sind erhalten und werden in der aktuellen Ausstellung "Napoleon und Europa. Traum und Trauma" der Bonner Bundeskunsthalle gezeigt. Als ein Beleg auch dafür, wie Napoleon die Integration der eroberten Länder vorantrieb. Nach diesen Plänen entstand ein Modell im Maßstab 1:100, das für Kaster "das beste Argument bei Sponsoren gesprächen" ist. Und ohne die wird es nicht gehen.

Im Frühjahr erhoffen sich die Heimatfreunde vom Rat, der das Thema noch gar nicht behandelt hat, einen positiven Grundsatzbeschluss. Er wäre wichtige, um private Spender anzusprechen, sagt Kaster, der dabei zum Beispiel an die Neusser Mühlen denkt. Auch ihre Geschichte wäre ohne das Epanchoir anders verlaufen. Vor allem aber ist ein positives Votum die Voraussetzung dafür, Fördermittel bei Land, Bund und Europäischer Union einzuwerben. Erste Sondierungen machen Mut. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat Geschmack an dem Thema gefunden. "Toll" sagt Wolf Hunold, Sprecher des Kuratoriums Neuss der Stiftung, der unter anderem mit dem Quirinus-Gymnasium in Gesprächen ist, die Schule unter dem Titel "Denkmal aktiv" einzubinden.

Errichtet wurde das Epanchoir, berichtet Otto Saarbourg als Kenner aller innerstädtischen Gewässer, um den Wasserstand in dem Kanal immer auf dem gleichen Niveau zu erhalten. Der verlor Wasser durch versickern, verdunsten — und vor allem durch die Schleusen auf der Strecke, mit denen die 21 Meter Höhenunterschied zwischen Rhein und Maas überwunden wurden. Im Epanchoir wurde ihm Wasser der anströmenden Obererft zugeführt — weiter westlich wurde auch die Niers angezapft. Gleichzeitig wurde die überschüssige Menge auf der anderen Seite zum Betrieb der Mühlen in die Obererft abgeleitet.

Der Grund und Boden für das Vorhaben ist zumeist in städtischem Besitz, das Vorhaben selbst im Bebauungsplan berücksichtigt, ein Teil des Bauwerks erhalten. Der andere liegt unter der Nordkanalalle. Die müsste schmaler werden.

(NGZ)
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