Neuss Neue Musik für die Zeughauskonzerte

Neuss · Ein ganzer Abend nur mit Mozart, ein anderer mit Fado-Musik - die Zeughauskonzertreihe geht in ihrem 66. Jahr neue Wege und findet dabei Besonderheiten jenseits gewohnter Programme. Einzelkarten gibt es ab 14. August.

 Telmo Pires bringt ungewohnte Klänge ins Zeughaus mit: Der Portugiese gehört zu den großen Fado-Sängern.

Telmo Pires bringt ungewohnte Klänge ins Zeughaus mit: Der Portugiese gehört zu den großen Fado-Sängern.

Foto: ismael prata

Die beiden herausragenden Reihen des Neusser Kulturamts feiern einen urigen Geburtstag: Zusammen werden die Internationalen Tanzwochen und die Zeughauskonzerte 99 Jahre alt. Seit 33 Jahren gibt es die Tanzwochen, seit 66 Jahren die Zeughauskonzerte. Beide werden sie von Kulturreferent Rainer Wiertz (60) geleitet.

Die neue Saison der Zeughausreihe geht mit einem Künstler los, der Wiertz wegen einer CD aufgefallen war. William Youns Mozart-Aufnahme hatte im so gut gefallen, dass er sich das Programm auch für das Zeughauskonzert am 29. September wünschte. Lachend erzählt Wiertz von Youns Reaktion: "Ein ganzer Abend nur mit Mozart?", habe der Pianist ungläubig angemerkt, aber Wiertz ließ keinen Zweifel zu. "Genau!" war seine bestimmte Antwort. Uns so stehen nun vier Sonaten auf dem Programm. Youns Konzert ist für Wiertz zudem ein gutes Beispiel für die langjährige und fruchtbare Zusammenarbeit mit dem WDR: "Der bezahlt die Gage, und wir stellen den Saal."

 Pianist William Youn mochte nicht glauben, dass er nur Werke von Mozart spielen soll. Obwohl seine CD dafür spricht.

Pianist William Youn mochte nicht glauben, dass er nur Werke von Mozart spielen soll. Obwohl seine CD dafür spricht.

Foto: Irene Zandel

Auch mit dem Klarinettisten Andreas Ottensamer, der zusammen mit dem Asasello Quartett am 21. Oktober kommt, musste Wiertz erst über seine Vorstellung vom Programm verhandeln. Den Brahms, den der laut Wiertz "geniale Klarinettist" vorschlug, fand der Neusser wenig spannend: "Den hört man so oft." Und hielt mit Mozart dagegen, "aber das hat mich viel Korrespondenz gekostet". Funktioniert hat es trotzdem.

Das Gastspiel von Sänger Telmo Pires und seinem Gitarren-Ensemble am 12. November ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes: Es bringt Fado-Klänge ins Zeughaus und ist für Wiertz ein großer Beleg dafür, dass "es so viel schöne Musik außerhalb der Klassik gibt". "Fado in Concert" steht auch für den Auftakt zu einer Neuausrichtung der Zeughauskonzerte, die unter dem Obertitel "Der besondere Abend" künftig häufiger "schöne Musik" jenseits der Klassik bieten wollen.

 Arthur Zimmermann gehört zu den jüngsten Musikern. Er ist der Sohn von Geiger Frank Peter Zimmermann.

Arthur Zimmermann gehört zu den jüngsten Musikern. Er ist der Sohn von Geiger Frank Peter Zimmermann.

Foto: ""

Mit der Verpflichtung des Quatuor Ebène am 26. November hat Rainer Wiertz sich einen persönlichen Traum verwirklicht. Das Streichquartett ist für ihn "eines der besten der Welt, und ich habe ungeduldig darauf gewartet, es engagieren zu können". Die vier Musiker bringen auch das monumentale Beethoven-Streichquartett cis-Moll mit.

Dass Countertenor Valer Sabadus am 9. Dezember in Neuss zu erleben ist, brauchte viel Zeit. Rund zweieinhalb Jahre habe er an dem Gastspiel gearbeitet, gibt Wiertz zu, geklappt hat es dank der Verbindung "über eine gute Freundin". Sabadus und das Ensemble Nuovo Aspetto spielen Arien der Wiener Hofkapellmeister Caldara und Reutter.

Das Konzert am 13. Januar mit dem Violinisten Barnabás Kelemen und dem Pianisten José Gallardo bringt zwei scheinbar gegensätzliche Komponisten zusammen: Bartók und Piazolla. Aber auch Bartók habe sich von Volksmusikklängen beeinflussen lassen, sagt Wiertz, während Piazzolla sich durchaus wünschte, als klassischer Komponist anerkannt zu werden. Zum Glück widmete er sich dann doch ganz der Tango-Musik. Heute gilt er als Vater des Tango Nuevo und hat längst die Konzertpodien damit erobert.

Liederabende haben bei dem klassischen Konzertpublikum keine große Konjunktur. "Aber ich gehöre zu den Veranstaltern, die jedes Jahr einen machen", sagt Wiertz bestimmt. Sie müssten einfach sein. Mit Bariton Benjamin Appl, der von Pianist Simon Lepper begleitet wird, hat er einen Rising Star verpflichtet, der sein Programm am 28. Januar unter das Motto "Entdecken - sich entdecken" stellt.

Ein Rising Star mag auch in den Musikern stecken, die zu den jüngsten gehören. Lisa Zhou, Yumeka Nakawaga, Yuna Nakawaga, Vanesa Tao Huang und Arthur Zimmermann sind Jungstudenten in der Klavierklasse von Barbara Sczcepanska an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf und definieren aufgrund ihres Alters das bisher bekannte "Jungmeister-Konzert" als "Jüngst-Meisterkonzert". Der einzig männliche Vertreter am 18. Februar trägt übrigens schon einen berühmten Namen: Arthur Zimmermann ist der Sohn des Geigers Frank Peter Zimmermann.

Mit frühbarocker Musik aus Venedig, das schon immer und immer noch seinen Untergang feiert und dennoch zu blühen nicht aufhört, geht die 66. Spielzeit der Zeughauskonzertreihe am 1. März zu Ende. Mit Andrea Marcons Orchester La Cetra, sagt Wiertz, habe er eines der führenden Barockorchester engagiert. Auf jeden Fall gilt Leiter und Cembalist Andrea Marcon als Goldgräber barocker Musik.

(NGZ)
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