Neuss Neue Spielzeit im Landestheater beginnt

Neuss · Mit dem Stück "Joseph und seine Brüder" wird heute Abend im RLT die neue Spielzeit eröffnet. Am Sonntag steht dann das traditionelle Theaterfest auf dem Programm. Natürlich wieder mit einer Kostümversteigerung.

 Stefan (r.) spielt den Joseph in Bettina Jahnkes Inszenierung,.Joachim Berger sit dessen Vater Jakob.

Stefan (r.) spielt den Joseph in Bettina Jahnkes Inszenierung,.Joachim Berger sit dessen Vater Jakob.

Foto: Schleue

Mit einem Doppelschlag starte das RLT in die Saison. Wobei der Bühne der Vorrang gewährt wird. "Joseph und seine Brüder" heißt das Stück von John von Düffel nach dem Buch von Thomas Mann, das 2009 bei seiner Uraufführung am Düsseldorfer Schauspielhaus rund sechs Stunden brauchte.

 Die Kostümversteigerung beim Theaterfest ist seit vielen jahren ein fixer Programmpunkt und sehr beliebt beim Publikum.

Die Kostümversteigerung beim Theaterfest ist seit vielen jahren ein fixer Programmpunkt und sehr beliebt beim Publikum.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

"So lang wird es bei uns nicht", versichert RLT-Intendantin Bettina Jahnke, die auch die Regisseurin des Stücks ist. Bis zuletzt hat sie an der Aufführung gefeilt: Gestrichen, wieder hineingenommen, gestrichen - in gut zweieinhalb Stunden (plus Pause) wird nun im RLT die Geschichte von Joseph erzählt, der wegen seiner Selbsteingenommenheit von seinen Brüdern gehasst und fortgejagt wird, in seiner neuen Heimat eine große Karriere macht.

"Aber er findet sein Seelenheil nicht", sagt Jahnke, die das Stück deutlich entschlackt hat und die Geschichte auf die Frage konzentriert: "Was treibt einen an, einen Weg zu gehen? Was ist der Motor?" Ihren Kompass für den Zugriff hat sie einem Satz gefunden, der fast zum Schluss des Stücks fällt: "Ich weiß nicht mehr, was für ein Mann ich bin", sagt Joseph, als er das erste Mal nach vielen Jahren seine Brüder wiedertrifft.

"Der Satz war wie eine Befreiung für mich", sagt Jahnke. Die Befreiung davon, die ganze biblische Geschichte erzählen zu müssen. Die Befreiung davon, das immerhin 180 Seiten lange Stück in Gänze in Bilder bringen zu müssen. Die Befreiung davon, Zeit und Ort der Geschichte deutlich machen zu müssen. So hat sie das Stück in der Konzentration auf die Figur Joseph und ihre Entwicklung zusammen mit ihrer Dramaturgin Alexandra Engelmann auf 65 Seiten eingestrichen. Aber sie bleibt bei der Dreiteiligkeit der Geschichte: Josephs Leben unter Brüdern und mit Vater Jakob, Josephs Ankunft und Fall unter Potiphar und Josephs Aufstieg in seiner Regierung. Ganz wichtig ist es ihr jedoch, dass die Sprache des Stücks, die auch die von Thomas Mann ist, erhalten bleibt. Offensichtlich war das ein schweres Stück Arbeit für die Schauspieler: "Vier intensiver als sonst" habe man geprobt, sagt sie und ist zudem voll des Lobes über die theatereigene "Thomas-Mann-Gesellschaft" in Gestalt der Souffleuse Anna Dreher, die die Sprech-Arbeit überwacht hatte. Die Musikalität der Mann'schen Sprache hat auch den realen Musiker der Inszenierung, Henning Brand, dazu bewogen, eine unterstützende Komposition mit zwei Leitmotiven zu erarbeiten.

Jahnkes Zugriff, der, wie sagt, auch viel mit ihrem Hauptdarsteller Stefan Schleue zu tun hat, machte auch Bühnenbildner Juan Léon die Arbeit leichter. "Weil wir uns von Verortung und Zeit gelöst haben, gibt es ein Bühnenbild, dass es möglich macht, konkrete Situationen zu schaffen", sagt er. Mit vielen Türen, die sich verschieben lassen. Léon hat auch die Kostüme entworfen, die "die Temperatur des jeweiligen Lebens" von Joseph spiegeln sollen.

Nach dem Spiel kommt das Feiern. Wobei auch beim Theaterfest am Sonntag viel gespielt wird. Mit Szenen etwa aus der zweiten neuen Inszenierung der Spielzeit, "Bella Ciao!" von Katharina Schmidt. Oder mit solchen aus der dritten September-Inszenierung "Der Prozess" von Caro Thum.

Um 14 Uhr geht es los mit der Vorstellung der neuen Ensemblemitglieder durch die Intendantin. Ab dann ist auch der "Requisiten-Flohmarkt" geöffnet mit all jenen Dingen, "die schon auf der Bühne waren oder es auch nicht geschafft haben". Bis 18 Uhr, bis zum Ende des Theaterfestes, bleibt er auch aufgebaut. Im Laufe des Nachmittags wird auch vom Förderverein des RLT ermittelt, welches Ensemblemitglied den Publikumspreis bekommt.

Führungen durch das Theater gibt es auch, eine Spielplanpräsentation mit szenischen Schlaglichtern auf die neuen Produktionen und Clownstheater ebenso. Die beliebte Kostümversteigerung fehlt natürlich auch nicht: Um 16.30 Uhr geht sie los. Mit Ausschnitten aus dem Musiktheater "Für immer 27" endet das Fest.

(hbm)
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