Neuss Neuer Beigeordneter für alles, was Recht ist

Neuss · Holger Lachmann war lange SPD-Politiker im Kreis Mettmann, bevor er als Beigeordneter in die Verwaltung der Stadt Bergkamen wechselte. Jetzt soll der 37-Jährige auf Vorschlag der Neusser SPD neuer Ordnungsdezernent werden.

 Holger Lachmann trat 2013 seinen Dienst als Beigeordneter in Bergkamen an. Nun ist er auf dem Sprung nach Neuss.

Holger Lachmann trat 2013 seinen Dienst als Beigeordneter in Bergkamen an. Nun ist er auf dem Sprung nach Neuss.

Foto: Stefan Milk/Hellweger Anzeiger

Bergkamens Bürgermeister Roland Schäfer steht eine neue Debatte um sein Dezerntenkollegium im Rathaus der Stadt ins Haus. Denn nach nur knapp einer halben Wahlperiode als Beigeordneter der 55.000-Einwohner-Stadt schickt sich sein Kämmerer Holger Lachmann an, neuer Ordnungsdezernent in Neuss zu werden. Aber Schäfer reagiert auf diese Nachricht wie ein Sportsmann: "Wenn man gute Leute verpflichtet, muss man damit rechnen, dass auch andere sie wollen."

Und Neuss will offenbar. Nach der Vorstellung in den Fraktionen legte sich die SPD, die sich zum Teil sofort auf Facebook mit dem gebürtigen Essener befreundete, schnell auf den 37-Jährigen fest. Der hatte schon im vergangenen Jahr ein Auge auf die Stadt geworfen, erinnert sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Arno Jansen. Denn als in der Nachfolge von Stefan Hahn ein Sozialdezernent gesucht wurde, sondierte Lachmann bei der Neusser SPD die Lage. Die riet damals von einer Bewerbung ab, weil das Vorschlagsrecht für die Stelle bei der CDU lag. In diesem Jahr ist die SPD am Zug - und das wusste Lachmann. "Der hat die Szene gut im Blick", sagt Jansen anerkennend.

Lachmann äußerte sich gestern nicht zu einem Wechsel nach Neuss. Er wolle der Entscheidung der gewählten Stadtverordneten in keiner Weise vorgreifen, bat er um Verständnis. Bei seiner Vorstellung allerdings machte er auch eine "familiäre Verwurzelung" im Rheinland als Motiv seiner Bewerbung geltend. Dass seine Verlobte in Düsseldorf lebt, dürfte von Bedeutung sein. In Bergkamen wird Lachmann bescheinigt, solide Arbeit geleistet zu haben. Er wechselte von der Sparkasse Köln-Bonn an den Rand des Ruhrgebietes und wurde dort als Dezernent für Ordnung, Recht, Jugend und Soziales unter Vertrag genommen. Mit der Erfahrung aus diesem Tagesgeschäft empfahl er sich selbst für das Ressort in Neuss, in das die Aufgabenfelder Ordnung, Recht und Feuerwehr fallen. 2014 folgte er dem pensionierten Kämmerer im Amt und übernahm neben Rechtsamt und Kulturreferat auch die Verantwortung für die Stadtfinanzen. Dazu musste er vor allem die Konsequenzen aus verunglückten Derivatgeschäften der Stadt Bergkamen managen, die so 21 Millionen Euro verloren hatte.

Anders als die meisten seiner künftigen Kollegen im Neusser Verwaltungsvorstand hat Lachmann Erfahrung in der Kommunalpolitik gemacht. Seit 1997 engagierte sich der SPD-Politiker als sachkundiger Bürger in Ausschüssen des Rates seiner Heimatstadt Ratingen. Diese Aufgabe gab er ebenso wie das 2004 errungene Kreistagsmandat in Mettmann erst 2013 mit seiner Wahl zum Beigeordneten auf.

Die erfolgte einstimmig - aber nur mit Stimmen der SPD. Vier Fraktionen blieben der Wahl fern, weil sie sich darüber geärgerten hatten, von der absoluten SPD-Mehrheit in diese Personalentscheidung nicht mit eingebunden worden zu sein. Das zumindest hat die Neusser SPD anders gemacht.

(NGZ)
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