Elfjähriger weiterhin in Lebensgefahr Geständiger Onkel des verletzten Jungen ist vorbestraft

Neuss · Im Fall des lebensgefährlich verletzten Elfjährigen in Neuss ist dessen geständiger Onkel der Polizei bereits als Gewalttäter bekannt. Der Junge kämpft unterdessen noch immer um sein Leben.

Der Onkel des lebensgefährlich verletzten Jungen.

Der Onkel des lebensgefährlich verletzten Jungen.

Foto: Simon Janssen

Es gebe eine ältere Vorstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung, sagte der zuständige Düsseldorfer Staatsanwalt Martin Stücker. Allerdings sei das Opfer damals nicht minderjährig gewesen. "Der Fall ist nicht mit dem aktuellen vergleichbar", sagte Stücker unserer Redaktion. Der gebürtige Kaarster musste anschließend eine Gefängnisstrafe absitzen, 2007 wurde er entlassen.

Im aktuellen Fall sitzt der 41-Jährige wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und des versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Er hatte gestanden, seinen Neffen schwer verletzt zu haben. "Wir ermitteln jedoch weiter, um herauszufinden woher, die vorherigen Verletzungen stammen", sagt Stücker. Auch die Tante des Jungen, die nach Angaben von Sven F. am Donnerstag um 13.08 Uhr den Notruf gewählt haben soll, sei Gegenstand der Ermittlungen. Über ein mögliches Strafmaß könne man aktuelle "keine seriösen Auskünfte geben".

Der Zustand des Elfjährigen ist am Montag unverändert - der Junge schwebt weiter in Lebensgefahr. Warum der Onkel das Kind so zugerichtet hat, sei derzeit noch unklar, so die Staatsanwaltschaft. Gegenüber unserer Redaktion hatte Sven F. noch seine Unschuld beteuert und behauptet, der Elfjährige sei in der Schule und auf einem Spielplatz derart in Mitleidenschaft gezogen worden. Für seine Schilderungen fanden die Ermittler jedoch keinerlei Hinweise und nahmen den Mann schließlich unter dringenden Tatverdacht fest.

Im Gespräch zuvor schilderte der Verdächtige auch, dass das Opfer seit rund zehn Wochen bei ihm und seiner Familie gelebt hat. Sven F. und seine Frau wohnen mit sechs eigenen Kindern im Neusser Stadtteil Weckhoven, die Familie ist dem Jugendamt bekannt. Wieso der Elfjährige, der zuvor lange bei seinen mittlerweile schwer kranken Großeltern lebte, dennoch dort einziehen durfte, ist nicht bekannt.

Die Stadt hält sich mit Informationen zu dem Fall zurück. Bürgermeister Reiner Breuer sprach auf Nachfrage unserer Redaktion zwar sein tiefes Bedauern aus, er äußere sich jedoch nicht zu den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. "Wir sind als Stadt bemüht im Kreis der Familie und Betroffenen die Dinge zu tun, die wir tun können. Wir versuchen, die Tatumstände zu erhellen und im Sinne der betroffenen Kinder und Familie zu handeln", sagt der Verwaltungschef. Zunächst gelte es jedoch, den Sachverhalt vollständig zu erfassen.

Der Junge war am Donnerstagmittag im Badezimmer einer Wohnung in Neuss mit lebensgefährlichen Verletzungen zusammengebrochen. Rettungskräften gelang es, ihn wiederzubeleben. Zunächst wurde er ins Neusser Lukaskrankenhaus gebracht und später in eine Düsseldorfer Spezialklinik verlegt.

(jasi, cbo)
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