Abifeier am Quirinus-Gymnasium gekürzt Wie die Neusser Abiturienten auf die Sanktionen reagieren

Neuss · Die Jahrgangsstufe Q2 muss am 30. Juni auf Musikbeiträge und Reden verzichten. Auch bei den Auslobungen herrscht noch Klärungsbedarf. Die Schüler hatten mit mehreren sexuellen Darstellungen Lehrer gezielt diffamiert.

Noch immer herrscht Rätselraten, welche Schüler der Q2 für den umstrittenen Streich verantwortlich sind, der mittlerweile bundesweit durch die Medien ging. Doch nun haben sich Schulleitung und Lehrerkollegium für eine Sanktion entschieden, die alle Schüler der Jahrgangsstufe trifft — das Rahmenprogramm der Abiturfeier am 30. Juni ist gestrichen. Das teilte die Bezirksregierung Düsseldorf auf Nachfrage unserer Redaktion mit.

Sprecherin Jessica Eisenmann spricht von einer "abgespeckten Variante". Das heißt, dass zwar die Abiturzeugnisse ausgegeben werden — Reden, Musikbeiträge und Auslobungen seien in diesem Jahr jedoch gestrichen. Der Kreis der eingeladenen Gäste bleibe jedoch identisch. Das heißt, dass auch Familienmitglieder an diesem Tag mit in die Aula kommen dürfen — und wohl eine kurze Veranstaltungen erleben werden.

Was war passiert? Schüler des Quirinus-Gymnasiums sollen im Foyer eine zwei Meter große Abbildung eines männlichen Geschlechtsteils an die Wand geklebt haben. Die ebenfalls aufgeklebten Spermien bedeckten die Fotos einiger Lehrer. Zudem wurde ein 20 Zentimeter großes männliches Geschlechtsteil aus Kunststoff unter einer Glasvitrine vor dem Verwaltungsgang platziert.

Drei Religionslehrerinnen legten daraufhin ihre Bereitschaft zur freiwilligen Mitwirkung in der Vorbereitungsgruppe für den Abigottesdienst nieder. Dieser findet jedoch statt. Vergleichbare Fälle habe es laut Jessica Eisenmann im Regierungsbezirk Düsseldorf noch nicht gegeben. Die Entscheidung, das Abifeierprogramm zu streichen, sei bereits sowohl den Schüler- als auch den Elternvertretern der Stufe mitgeteilt worden. Vor allem die Eltern brächten laut Eisenmann Verständnis für die Entscheidung auf.

Wie unsere Redaktion aus Schülerkreisen erfuhr, habe man sich per Schreiben beim Lehrerkollegium entschuldigt. Man stünde jedoch geschlossen zusammen und halte die große Aufmerksamkeit in diesem Maße für ungerechtfertigt.

Doch die angekündigten Sanktionen eröffnen auch noch neue Baustelle: Normalerweise ehrt die Vereinigung der Heimatfreunde im Rahmen der Abifeier zwei Schüler für herausragende Leistungen in naturwissenschaftlichen Fächern mit der Theodor-Schwann-Plakette. Nach Angaben der stellvertretenden Vorsitzenden Anna Maria Holt gelte es nun, in Abstimmung mit der Schulleitung zu prüfen, inwieweit der Verzicht auf das Rahmenprogramm die Auszeichnung beeinträchtigt.

"Wir würden die Plakette gerne ausloben können", sagt Anna Maria Holt, die ankündigt, das Gespräch mit "Quirinus"-Schulleiter Ulrich Dauben zu suchen — und auch eine Verlagerung der Auszeichnung in die Geschäftsstelle der Heimatfreunde an der Michaelstraße nicht ausschließt: "Wir sind nicht unbedingt an die Abifeier gebunden."

(jasi)
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