Neuss Neuss' dienstälteste Punk-Band tritt ab

Neuss · Vor 14 Jahren hat sich die Band A.K.E.! gegründet, gehört seitdem als feste Größe zur Neusser Punker-Szene. Jetzt haben die Musiker beschlossen, endgültig aufzuhören. Sie verabschieden sich mit einem Konzert am 12. November.

 Sie sind A.K.E.! und wollen am 12. November zum letzten Mal im Haus der Jugend auftreten: (v.l.) Patrick Tressin, Thomas Mesmer, Matthias Braun (hinten), Markus Walte und Fabian Scheiber.

Sie sind A.K.E.! und wollen am 12. November zum letzten Mal im Haus der Jugend auftreten: (v.l.) Patrick Tressin, Thomas Mesmer, Matthias Braun (hinten), Markus Walte und Fabian Scheiber.

Foto: Woi

Schlafsäcke haben sie in die Kellerfenster gestopft, alle Türen geschlossen und doch war es ziemlich laut, als Markus Walter 1997 mit ein paar Freunden im Keller seines Elternhauses mit den Bandproben begann: "Es gab damals wie heute einfach keine Proberäume in Neuss, was hätten wir also tun sollen?" erzählt Markus Walter. Ein Bandname für die junge Punkband war schnell gefunden, "A.K.E.!", und doch war diese Abkürzung den fünf Bandmitgliedern schnell so peinlich, dass sie per Wettbewerb ihre Fans nach Erklärungen für die Abkürzung befragten. Seither gibt es viele originelle Bedeutungen der drei Buchstaben und ein großes Geheimnis um die Bedeutung.

Viele mögliche Antworten gibt es auch auf die Frage, warum die Punkband schnell so beliebt wurde: Schon ihr drittes Konzert gaben die jungen Punks, die damals zwischen 15 und 18 Jahre alt waren, im legendären Düsseldorfer AK47. "Wir wurden zwar ausgebuht, aber das war gar nicht schlecht, weil die Zuschauer mit Flaschen geworfen hätten, wenn sie uns wirklich nicht gemocht hätten", erinnert sich Sänger Thomas Mesmer und lacht. In der Zeit der großen Scholl-Haus-Konzerte, die Markus Titschnegg und Christoph Baum von 2001 bis 2005 organisierten, waren A.K.E.! regelmäßig dabei.

Und immer war der Saal voll, wenn sie spielten: "Einmal haben wir sogar eine renommierte Punkband an die Wand gespielt. Wir waren die Vorgruppe und der Saal hat gekocht. Als wir fertig waren, sind die meisten Zuschauer nach Hause gegangen," erzählt Gitarrist Patrick Tressin. Große Touren haben sie nie gemacht, höchstens ein paar Konzerte im Ruhrgebiet. Professionelle CD-Aufnahmen gibt es von A.K.E.! zum Leidwesen der Fans auch nicht. "Wir haben alles selbst gemacht und genau das, worauf wir Lust hatten. Das bedeutet einfach Punk-sein — zu tun, was man will", erklärt Markus Walter.

Dennoch konnten die Fans schnell die zornigen, politischen Songs mitsingen: "Manche können sogar Texte mitsingen, die wir nie veröffentlicht haben und die man auch nicht versteht, wenn Thomas sie singt. Keine Ahnung, woher die überhaupt die Texte kennen", wundert sich Schlagzeuger Fabian Scheider. Vielleicht ist es gerade die Authentizität, die die Fans an A.K.E.! so schätzen, vielleicht ist es ihre Bühnenpräsenz, vielleicht aber auch einfach die Musik: "Allerdings haben wir nie den Rockförderpreis bekommen", betont Bassist Matthias Braun und witzelt: "Dabei müssten wir ihn für unser Lebenswerk bekommen."

Bei den Fans dagegen ist A.K.E.! als mittlerweile dienstälteste Punkband 14 Jahre nach ihrem Start noch legendär: "Seit 2008 spielen wir nur noch einmal pro Jahr bei Neuss Now und rocken den Laden immer noch", erzählt Fabian Scheider: "Ich glaube, A.K.E.! ist und war immer ein Live-Phänomen."

Das Ende der Scholl-Haus-Konzerte, mit denen der Boden der Neusser Musikszene wegbrach, die prekäre Lage der Proberäume, die meist nur für viel Geld in heruntergekommenen Ruinen zu haben sind, aber auch der eigene Einstieg ins Berufsleben, machten den Punks, die mittlerweile Mediziner, Juristen, Historiker, Sozialarbeiter und Projektmanager bei einer Bank sind, zu schaffen und führten zu dem Entschluss, nicht einfach aufzuhören, sondern mit einem großen Abschiedskonzert auszuscheiden. Und das ist in der Szene schon jetzt Legende.

(NGZ)
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