Stadt warnte die Anwohner Hochgiftige Skorpione entkommen aus Neusser Wohnung

Neuss · In Neuss sind am Sonntag zwei Skorpione aus einem Terrarium entflohen. Die Tiere sind hochgiftig und auch für Menschen gefährlich. Erst am Dienstag stellte sich heraus: Für Anwohner bestand keine Gefahr.

 Ein Skorpion der Rasse "Tityus Stigmurus". (Symbolfoto)

Ein Skorpion der Rasse "Tityus Stigmurus". (Symbolfoto)

Foto: Hjalmar Turesson

Hohe Luftfeuchtigkeit und um die 28 Grad warm: Neuss bot am Dienstag perfekte Wetterbedingungen für Skorpione der Rasse "Tityus Stigmurus". Die kleinen Tropen-Tiere sind normalerweise in Südamerika beheimatet, doch am Sonntag gingen zwei Exemplare auf Entdeckungstour durch eine Wohnung im Neusser Westen. Hier, in einem Mehrfamilienhaus an der Jülicher Landstraße, waren sie ihrem Besitzer am Nachmittag aus einem defekten Terrarium entkommen.

 Mit diesem Schreiben wurde vor den möglicherweise entlaufenen Tieren gewarnt.

Mit diesem Schreiben wurde vor den möglicherweise entlaufenen Tieren gewarnt.

Foto: RPO

Um kurz nach 17 Uhr wurde die Neusser Feuerwehr alarmiert. Vor Ort berichtete die Ex-Freundin des Besitzers von der Flucht der tropischen Wohngenossen, sprach dabei jedoch zunächst von sechs Tieren. In einer ersten Suchaktion konnten zunächst nur zwei Tiere gefunden und eingefangen werden. Der Besitzer selbst war nicht daheim und auch nicht erreichbar.

 In diesen beiden Wohnhäusern verteilte die Stadt die Hinweise.

In diesen beiden Wohnhäusern verteilte die Stadt die Hinweise.

Foto: RPO

"Wir sind also von vier entkommenen Tieren ausgegangen und haben sofort einen Experten hinzugerufen, weil wir die Gefahr der Tiere nicht einschätzen konnten", sagte Feuerwehr-Sprecher Frank Lambertz. Schließlich identifizierte Uwe Ringelhan von der Reptilien-Auffangstation in Rheinberg die entlaufenen Skorpione und stufte die "Tityus Stigmurus" als "extrem gefährlich" ein. "Für Kinder oder Menschen mit Herzproblemen kann ein Stich tödlich sein", erklärte er unserer Redaktion.

Stadt warnte mit Rundschreiben

"Wir hatten Angst", sagte eine Nachbarin, die ihren Namen nicht nennen will, unserer Redaktion und klagte über die Informationspolitik der Stadt: "Am Sonntag war die Feuerwehr da, erst am Montagnachmittag hat man uns erklärt, was überhaupt los ist." Laut Stadt wurden die Anwohner jedoch bereits am Sonntag informiert. In einem Aushang berichtete das zuständige Ordnungsamt schließlich über zwei bis vier vermeintlich entflohene Tiere, samt eindringlicher Empfehlung für den Fall eines Stichs: "Bitte suchen Sie sofort ein Krankenhaus auf, um ärztlich versorgt zu werden. Bitte zögern Sie auf keinen Fall."

Die Stadt informierte in der Folge auch weitere Behörden und Krankenhäuser. "Wir haben sogar beraten, ob wir das Wohnhaus evakuieren lassen. Die Experten hielten das jedoch nicht für notwendig", sagte Stadtsprecher Peter Fischer.

Letztlich bestand tatsächlich keine Gefahr für die Anwohner. Denn wie sich am Dienstag durch den Besitzer aufklärte, waren zwei Tiere bereits in der Vergangenheit gestorben und zwei weitere in einem anderen Terrarium untergebracht. "Mit den beiden recht früh eingefangenen Tieren war die Gefahr also gebannt", sagte Fischer. Im Laufe des Tages wurde die Entwarnung auch den Anwohnern mitgeteilt und erleichtert aufgekommen. "Ich konnte die vergangene Nacht nicht schlafen und bin froh, dass alles glimpflich ausgegangen ist", sagte die Nachbarin.

Die beiden eingefangenen Tiere wurden an die Rheinberger Auffangstation übergeben. Ob sie noch einmal zurück nach Neuss kommen, entscheidet das Ordnungsamt. "Die Tiere dürfen grundsätzlich in Nordrhein-Westfalen von Privatleuten gehalten werden. Aber in diesem Fall war der Zustand des Terrariums inakzeptabel", sagte der Leiter der Auffangstation, Uwe Ringelhan. Laut Stadt wird zurzeit noch geprüft, ob der Skorpion-Halter rechtliche Konsequenzen fürchten muss.

(cbo)
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