Neuss Neuss hält an Altenheimplan für Norf fest

Neuss · Obwohl der Rhein-Kreis angekündigt hat, weiteren Altenheimen keine Bedarfsbestätigung zu erteilen, halten der Neusser Bauverein und die Politik an einem Neubau in Norf fest. Morgen soll es dazu einen runden Tisch geben.

 Viele alte Menschen können sich zu Hause nicht mehr alleine versorgen, sondern sind auf Pflege im Heim angewiesen.

Viele alte Menschen können sich zu Hause nicht mehr alleine versorgen, sondern sind auf Pflege im Heim angewiesen.

Foto: Woitschützke

Die jüngsten Aussagen des Rhein-Kreises, vorerst keinen neuen Altenheimen die Zustimmung zu erteilen, schrecken den Neusser Bauverein nicht. Das städtische Tochterunternehmen plant an der Nievenheimer Straße in Norf eine stationäre Pflegeeinrichtung mit angrenzenden betreuten Wohnungen und Wohngruppen. "Wir ändern unsere Absicht nicht und fühlen uns an den Ratsbeschluss der Stadt Neuss gebunden", erklärt Bauvereins-Vorstand Frank Lubig. Der Stadtrat hatte im Mai den Bau des Seniorenzentrums beschlossen.

 Jörg Geerlings (CDU): "Eine wohnortnahe Versorgung ist wichtig."

Jörg Geerlings (CDU): "Eine wohnortnahe Versorgung ist wichtig."

Foto: NN

Die vorgelegten Zahlen des Rhein-Kreises, der ab dem kommenden Jahr ein Überangebot an Heimplätzen ausgemacht hat, hält Lubig für wenig aussagekräftig. "Die Stadt Neuss ist nicht vergleichbar mit dem Umland", sagt er. "Wir sehen weiterhin einen Bedarf für eine Pflegeeinrichtung in Norf." Daher habe man für morgen einen runden Tisch mit Vertretern der Stadt und der Politik anberaumt. "Mit gebündelter Neusser Kraft wollen wir eine Lösung finden und überlegen, wie wir weiter vorgehen." Er habe auch schon Gespräche mit dem Landrat und dessen Allgemeinem Vertreter geführt, berichtet Lubig.

Die CDU unterstützt das Bauvorhaben in Norf. "Eine wohnortnahe Versorgung ist wichtig", erklärt Partei-Chef Jörg Geerlings. "In Norf besteht ein klar erkennbarer Bedarf." So sieht das auch der Koalitionspartner, das sind die Neusser Grünen. Michael Klinkicht, Vorsitzender des Bezirksausschusses Norf, ist sich sicher, dass über die Einstellung des Projektes "Seniorenzentrum" an der Nievenheimer Straße noch nicht das letzte Wort gesprochen ist: "Wir setzen uns dafür ein, dass der Bedarf in der Stadt Neuss geprüft wird und nicht kreisweit", erklärt er. "Nur weil möglicherweise in Rommerskirchen noch Plätze zur Verfügung stehen, ist das kein Grund, in Neuss darauf zu verzichten." Es sei wichtig, dass Menschen im Alter dort leben können, wo sie ihr Leben lang gewohnt und ihre sozialen Kontakte haben.

 Frank Lubig (Neusser Bauverein): "Wir sehen weiterhin Bedarf für eine Pflegeeinrichtung in Norf."

Frank Lubig (Neusser Bauverein): "Wir sehen weiterhin Bedarf für eine Pflegeeinrichtung in Norf."

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"Freie Heimplätze in anderen Regionen können allein kein geeignetes Argument sein, eine quartiersbezogene neue Pflegeeinrichtung zu verhindern", meint ebenfalls Werner Schell vom Neusser Selbsthilfenetzwerk "Pro Pflege", einer Interessenvertretung für pflegebedürftige Menschen. Er hat sich mit einem offenen Schreiben an die Stadtverwaltung und Politik gewandt. "Dort, wo es Überhänge gibt, muss der Träger auch gegebenenfalls darüber nachdenken, seine Angebotsstruktur zum Beispiel in Richtung Kurzzeitpflegeplätze, Tages- und Nachtpflege anzupassen."

Schell begrüßt, dass das reformierte Heimrecht in Nordrhein-Westfalen den Kommunen wieder die Möglichkeit biete, den Neubau stationärer Pflegeeinrichtungen zu steuern. Dies bedeute aber nicht, dass der Rhein-Kreises Neuss allein anhand ausgewählter Belegungsdaten den Neubau von Altenheimen einschränken oder verhindern könne. "Die pflegerische Versorgung in einer Region kann und darf nicht allein zu einem Zahlen-Planspiel verkommen", sagt Schell. In Norf gebe es "sehr wohl den Bedarf für eine stationäre Pflegeeinrichtung".

(NGZ)
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