Neuss Neuss - Hochburg der Raddiebe

Neuss · In einer Studie liegt die Stadt für 2014 bundesweit auf Platz 28 bei der Diebstahlhäufigkeit, jeder 13. Fall wird aufgeklärt. Der ADFC wünscht sich mehr personelle Kapazitäten bei der Polizei. Die Ermittler verweisen darauf, dass die Fallzahlen 2015 bereits zurückgehen.

Wo in NRW die meisten Fahrräder geklaut werden
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Foto: dpa, cw

Es geschah erst wieder am vergangenen Wochenende: Eine Gruppe von Fahrraddieben war in der Innenstadt unterwegs und stahl gleich mehrere hochwertige Räder. Zivilfahnder machten sich auf die Suche nach Verdächtigen - und sie schnappten zu. An der Adolf-Fleck-Straße erwischten die Beamten drei Jugendliche, die sich an Rädern zu schaffen machten. Zwei von ihnen im Alter von 16 und 17 Jahren wurden festgenommen, ein Dritter konnte entkommen. Die Beamten stellten vier gestohlene Fahrräder sicher (siehe Box).

Fahrraddiebstähle sind in Neuss ein gewaltiges Problem. Die Stadt zählt laut einer Auswertung des Verbraucherportals "billiger.de" zu den Diebstahlhochburgen bundesweit. Das Portal beruft sich dabei auf die offiziellen Statistiken der Polizeibehörden. In der Stadt Neuss wurden im Jahr 2014 insgesamt 1189 Fahrräder gestohlen. Das sind 781 Diebstähle pro 100 000 Einwohner - und damit liegt die Stadt 30 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt bei der Diebstahlhäufigkeit. Das bringt der Stadt bundesweit Platz 28 ein. Keine Stadt in der Region weist eine ähnlich hohe Quote auf. Vor Neuss rangieren vor allem die großen Ballungsräume wie Berlin, Köln und Hamburg sowie klassische Universitätsstädte wie Münster, Freiburg und Göttingen.

Die Aufklärungsquote liegt in Neuss bei 7,9 Prozent - also etwa jeder 13. Fahrraddiebstahl wird aufgeklärt und der Besitzer bekommt seinen fahrbaren Untersatz zurück. Das ist im bundesweiten Vergleich ein Wert im unteren Mittelfeld. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) kritisiert die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen in Neuss. "Die Quote könnte deutlich besser sein, wenn die Polizei dafür auch die personellen Kapazitäten bekommen würde", sagt der Neusser ADFC-Vorsitzende Heribert Adamsky. "Wir betrachten das Problem mit großer Sorge."

Kurios ist: Im ersten Halbjahr 2015 wurden wieder deutlich weniger Fahrräder gestohlen als noch im Vergleichszeitraum 2014. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren es nach Polizeiangaben 428 Fälle im Stadtgebiet, 2014 zählten die Beamten 519 gestohlene Fahrräder. Die Polizei spricht von Schwankungen, die man kaum erklären könne. "Wir machen gezielte Kontrollen, offen und verdeckt", sagt Sprecherin Diane Drawe.

Generell helfe es, das Rad so gut wie möglich abzuschließen, und zwar an einen festen Gegenstand. Das Wichtigste für einen Fahrraddieb ist nämlich, dass es schnell gehen muss. "Mit einem guten Schloss macht man es Fahrraddieben so schwer wie möglich", sagt Drawe. Das gilt für kurzfristig Entschlossene, die spontan ein Fortbewegungsmittel stehlen wollen. Aber auch für organisierte Banden, die im großen Stil mit Lieferwagen umherfahren und nach hochwertigen Rädern für den Weiterverkauf suchen.

Die Tätersuche ist schwierig, vor allem dann, wenn sämtliche Hinweise fehlen. Mitunter erzielen die Beamten aber auch Erfolge - wie am Wochenende - und stoßen bei den Ermittlungen auf ganze Sammlungen gestohlener Räder. Auch im Fall vom Samstagabend prüft die Polizei, ob es sich um eine organisierte Bande handelte.

(NGZ)
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