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Neuss Ritter-Spektakel zieht Mittelalter-Fans in Südpark

Neuss · Zum sechsten Mittelalter-Wochenende in Neuss kamen weniger Besucher als sonst. Die Höhepunkte: fünf Ritterkämpfe hoch zu Ross.

 Die Ritter zeigten beim Turnier ihre Künste hoch zu Ross - zum Beispiel mit der Lanze.

Die Ritter zeigten beim Turnier ihre Künste hoch zu Ross - zum Beispiel mit der Lanze.

Foto: Woitschützke Andreas

Durch den Umzug in den Südpark hat das Mittelalter-Spektakel an Atmosphäre und Authentizität gewonnen, aber an Besuchern deutlich eingebüßt. Gerade am Samstag blieben die Besuchermassen, mit denen die Veranstalter in den vergangenen fünf Jahren am Rennbahnpark immer rechnen konnten, laut Marktvogt Thomas Zierfuß von der sächsischen Agentur "Sündenfrei" aus. Erst am Sonntag wendete sich das Blatt: Es waren vor allem die spektakulären Ritterturniere am Nachmittag, die doch noch einige Hundert zum Teil mittelalterlich gekleidete Besucher in den Südpark zogen.

In der von Bäumen umrandeten Parkanlage erwartete sie eine Zelt- und Budenstadt mit rund 50 Ausstellern aus ganz Deutschland, die allesamt in einem vereint waren: in ihrer Begeisterung für die Epoche, die eigentlich als grob und brutal gilt. Doch der Mikrokosmos hat offenbar seinen Reiz. Den Samstagabend ließen einige Mittelalter-Fans mit Gleichgesinnten am Lagerfeuer ausklingen. Das brachte sogar ein bisschen Gemütlichkeit in den harten Alltag der Ritter, Gaukler und Handwerker, die tatsächlich für zwei Tage komplett in ihre Rollen schlüpften und größtenteils sogar in ihren zeitgenössischen Zelten im Park übernachteten.

Viele sehen das als Möglichkeit, einmal abzuschalten. "Für mich bedeutet das Entschleunigung", sagte etwa Michael Engel, der sich der rustikalen Schmiedekunst verschrieben hat. Er ist pro Jahr auf bis zu 25 mittelalterlichen Märkten vertreten, selbstverständlich mittelalterlich gekleidet und - abgesehen von einigen modernen Helferlein - überwiegend mit dem Werkzeug ausgerüstet, das es theoretisch auch schon im Mittelalter gegeben haben könnte. "Wir helfen uns hier gegenseitig", sagte der Schmied, während er mit einem Hammer eine Art Spieß bearbeitete. Michael Engel, der zuvor aus Baden-Württemberg angereist war, zeigte sich wohl wie die meisten der Aussteller zufrieden mit der Organisation des Spektakels im Allgemeinen. Zuversichtlich merkte er an: "Wenn so ein Markt umzieht, müssen sich die Besucher oft erst daran gewöhnen."

Vom Mittelalter-Fieber gepackt zog gestern Nachmittag Familie Muckel aus dem Rhein-Erft-Kreis durch den Südpark. Tochter Jana interessierte sich vor allem für die Musik der Ritter-Epoche: "Ich habe mir einige CDs mit Metal- und Mittelaltermusik gekauft. Die Mischung höre ich sehr gerne." Die Familie ist häufiger auf Mittelaltermärkten unterwegs. "Das Besondere ist, dass hier verschiedene Typen gut miteinander auskommen", sagte Alice Bieberich-Muckel. So würden unter den Mittelalter-Fans etwa auch Anhänger der Gothic-Szene akzeptiert.

 Beim Ritterturnier lässt sich der wackere Reiter feiern.

Beim Ritterturnier lässt sich der wackere Reiter feiern.

Foto: Woitschützke Andreas
 Mit Tempo ging über das für die Reiter abgesperrte Areal auf dem Mittelalter-Fest.

Mit Tempo ging über das für die Reiter abgesperrte Areal auf dem Mittelalter-Fest.

Foto: woi

Während auf dem Areal ein Steinmetz sein Können vor einigen Zuschauern unter Beweis stellte und die Grillfreunde in der "Sauenfeuerei" ein ganzes Schwein am Spieß drehten, konzentrierte sich Knut Klug in seinem Sattel voll auf seinen Gegner. Der Reiter zeigte gemeinsam mit drei Kollegen am Wochenende insgesamt fünfmal sein Geschick beim sogenannten Tjost, dem Kampf der Ritter mit einer Holzlanze, bei dem sie versuchen, ihren Gegner beim Reiten aus dem Sattel zu stoßen. "Mich reizt das Mittelalter seit meiner Kindheit. Das, was wir den Besuchern zeigen, ist live. Alles kann passieren, wenn wir uns gegenseitig herausfordern", sagte der Reiter, der mehr als 20 Jahre Erfahrung mit solchen Ritterturnieren hat. Immun gegen Verletztungen ist er aber auch nicht. Da müsse er schon hart im Nehmen sein. "Um das zu vermeiden, ist es wichtig, dass wir uns vorher ganz genau absprechen", verriet Klug vor einem der Kämpfe im Südpark.

(cka)
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