Ermittlungen Steuerfahndung beim Neusser Schützenpräsidenten

Neuss · Ein Schützenverein in Neuss steht im Verdacht der Steuerhinterziehung. Ermittlungen sollen im Zusammenhang mit dem Sponsoring der Stadtwerke stehen.

 Der ehemalige Schützenpräsident Thomas Nickel,

Der ehemalige Schützenpräsident Thomas Nickel,

Foto: Woi

Staatsanwaltschaft und Steuerfahnder ermitteln gegen den Neusser Bürger-Schützenverein. Es geht um den Verdacht der Steuerhinterziehung, berichtet Komiteemitglied und Schatzmeister Robert Rath. Das Finanzministerium, dem die Steuerfahndung zugeordnet ist, macht keine Angaben zu dem Fall. Begründung: Steuergeheimnis.

Neben Rath ist auch Schützenpräsident Thomas Nickel in den Fokus der Ermittler geraten - vier Wochen vor der Mitgliederversammlung, die seine letzte als Präsident sein soll.

Am Dienstag vergangener Woche - wie erst jetzt bekannt wurde - schellten die Fahnder an seinem Privathaus in Holzheim, wollten Protokolle sehen, sichteten Nickels Redemanuskripte aus 17 Präsidentenjahren. Was sie suchten, fanden sie nicht. "Ich bewahre keine Unterlagen des Vereins bei mir auf", sagt Nickel. Fündig wurden die Beamten anschließend im Büro von Robert Rath. Es seien Unterlagen beschlagnahmt worden, bestätigt dieser.

Für beide kam der Besuch der Staatsmacht nach eigenen Angaben völlig überraschend. "Wir kooperieren in vollem Umfang, ziehen aber selbst auch Fachleute hinzu", sagt Nickel. Weil man aber noch nicht Einblick in die Ermittlungsakte nehmen konnte, könne man sich im Detail nicht zu den Vorwürfen äußern.

Die Durchsuchungen, so vermuten beide, stehen im Zusammenhang mit seit Jahren laufenden Ermittlungen gegen die Stadtwerke und deren ehemaligen Geschäftsführer. Auch damals, Mitte 2014 und Ende 2015, wurden Unterlagen sichergestellt. Unterlagen, in denen die Bürgerschützen mehrfach Erwähnung finden. Eine Anhörung hätte es nicht gegeben, sagt Nickel.

Anknüpfungspunkt für die Ermittler könnten die Sponsoring-Aktivitäten der Stadtwerkesein, die das Neusser Schützenfest mit jährlich 200.000 Euro unterstützen. Dieses Sponsoring war der Staatsanwaltschaft seinerzeit verdächtig vorgekommen. Sie sprach sogar vom Verdacht der Untreue, weil die Stadtwerke Geld gezahlt haben sollen, ohne dass ein entsprechender Nutzen für das Unternehmen damit verbunden gewesen sei. Diese Ermittlungen sind noch immer nicht abgeschlossen.

Trotz dieser Annahme könne er den Zusammenhang mit den nun gegen den Verein gerichteten Untersuchungen nicht verstehen, sagt Nickel. Denn der Verein, so Nickel, "hat keinen Vertrag mit den Stadtwerken" - und auch sonst keinem Sponsor. Denn alle Werberechte habe der Verein an die Neusser Agentur "h1" verpachtet. Und der Agenturinhaber war schon im Jahr 2015 angehört worden. "Ich verstehe es nicht und weiß nicht, wo die hinwollen", sagt Nickel in Richtung der ermittelnden Behörden.

(-nau)
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