Neuss Nickel hört als Vize-Bürgermeister auf

Neuss · Nach der historischen Niederlage bei der Bürgermeisterwahl präsentiert sich die Neusser CDU hilflos. Der unterlegene Thomas Nickel zieht aber persönliche Konsequenzen: Er kündigt seinen Rücktritt als Bürgermeister-Stellvertreter an.

CDU-Versammlung in Neuss: Nickel tritt zurück
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CDU-Versammlung in Neuss: Nickel tritt zurück

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Die schwere Niederlage bei der Bürgermeister-Wahl am 13. September hat bei der Neusser CDU gestern zu einer ersten personellen Konsequenz geführt: Thomas Nickel (68), der dem SPD-Bewerber Reiner Breuer (46) unterlag, kündigte auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung an, dass er nicht länger Erster Stellvertretender Bürgermeister sein will. Er werde in einem geordneten Verfahren das Amt in die Verantwortung von Rat und Fraktion zurückgeben. Seine Parteifreunden zollten dem langjährigen CDU-Mitanführer für diesen Schritt Respekt. Es gab für ihn langanhaltenden Beifall, der stehend gespendet wurde.

Ob es weitere personelle Konsequenzen geben wird, bleibt auch nach dem gestrigen Abend offen. Zwar sagte Parteichef Jörg Geerlings in seiner Begrüßung, der "Vorstand und der Vorsitzende" übernähmen die politische Verantwortung für die Wahlschlappe und würden für die nahe Zukunft auch Neuwahlen zum Neusser CDU-Vorstand vorbereiten, doch er beantwortete nicht die Frage, ob der erst im Frühjahr für eine zweijährige Amtszeit gewählte Parteivorstand komplett seinen Rücktritt anbieten werde oder ob nur einzelne Mitglieder aus dem Führungsgremium den Weg für Neuwahlen frei machen wollen. Als erste hatte Ratsfrau Karin Kilb bereits vor wenigen Tagen ihren Beisitzerposten zur Verfügung gestellt. Auch über seine eigenen Zukunftspläne schwieg sich Geerlings aus.

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Die nach dem Wahldesaster eilens terminierte außerordentliche Mitgliederversammlung lockte gestern Abend mehr als 230 der noch 1400 in der CDU organisierten Neusser Christdemokraten in die Mensa der Internationalen Schule am Konrad-Adenauer-Ring. Die waren zunächst auf Initiative des Vorstandes mit der Frage beschäftigt, ob die Versammlung wie üblich öffentlich oder in diesem Fall hinter verschlossenen Türen die Aussprache suchen werde. Während die Stadtverordneten Sebastian Rosen und Heinz Sahnen dafür plädierten, Transparenz zu ermöglichen und die Öffentlichkeit - vertreten durch die Vertreter der Neusser Medien - zu zulassen, sprach sich der ehemalige CDU-Vorsitzende Cornel Hüsch dagegen aus. Er mahnte die Geschlossenheit der Partei in der öffentlichen Wahrnehmung an. Schließlich setzten sich die Befürworter der öffentlichen Sitzung knapp, aber unstrittig deutlich durch. Die Journalisten, die vor Beginn der Versammlung vom Vorsitzenden Jörg Geerlings aufgefordert wurden, den Versammlungsraum zu verlassen, wurden nun wieder in den Saal gebeten.

Es folgte eine Wahlanalyse, die der in Neuss lebende Mitarbeiter des CDU-Landesverbandes, Guido Hitze, vortrug. Der widersprach der Einschätzung, der Wahlsieg Breuers sei das Ergebnis höherer Gewalt. Er fragte, vielmehr warum Parteichef Geerlings nicht entschlossen zur Kandidatur aufgefordert wurde. Er sprach von einem "Malus" für Thomas Nickel, weil der in die Mithaftung für Fehlleistung des Amtsinhabers genommen wurde und er empfahl der Partei schließlich, die Niederlage "demütig" anzunehmen.

Eine Diskussion mit vielen, zum Teil sehr langen Wortbeiträgen schloss sich an. Die Regie hatte keinen Vorstandstisch vorgesehen, sondern auf dem Podium war lediglich ein Stehtisch positioniert, an dem mit dem ehemaligen Focus-Redakteur Thomas van Zütphen ein externer Moderator stand.

(-lue)
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