Neuss Neusser entwickelt Minen-Suchsystem

Neuss · In Kambodscha hat der Physiker Jens Bongartz ein neues Spezial-Verfahren getestet. Damit kann er Pflanzen auf Luftbildern ansehen, ob unter ihnen gefährliche Minen liegen. Das System soll Räumtrupps am Boden unterstützen.

Neuss: Neusser entwickelt Minen-Suchsystem
Foto: ""

Jedes Jahr werden in Kambodscha mehrere hundert Menschen tödlich verletzt, weil sie auf Landminen treten. Die Kampfmittel sind Relikte verschiedener Kriege, die den Staat zwischen Vietnam und Thailand gezeichnet haben. "Die Minen sind gerade in ländlichen Regionen ein großes Problem. Viele Menschen sind auf Land angewiesen, um sich selbst zu versorgen", sagt der Neusser Physiker Jens Bongartz.

 Bis zu vier Millionen Minen sollen noch im kambodschanischen Boden liegen. An diesem Flieger hat das Forschungsteam um Jens Bongartz ein Kamera-System montiert.

Bis zu vier Millionen Minen sollen noch im kambodschanischen Boden liegen. An diesem Flieger hat das Forschungsteam um Jens Bongartz ein Kamera-System montiert.

Foto: fh koblenz/ fraunhofer fhr

Er ist Professor am Remagener Standort der Fachhochschule Koblenz und hat gemeinsam mit seinen Kollegen ein Spezial-System entwickelt, mit dem er anhand von Pflanzen-Fotos aus der Luft erkennen kann, in welchen Gebieten gefährliche Minen im Boden schlummern. Jens Bongartz ist damit in der Lage, den "Gesundheitszustand" einer Pflanze zu untersuchen. "Wenn Minen in der Erde liegen, geben sie giftige Stoffe ab. Kommen Pflanzen mit denen in Berührung, macht sich das zum Beispiel an den Blättern bemerkbar", sagt der Physiker. Jede Pflanze wirkt für den Menschen grün. "Wir haben aber eine Spezial-Kamera, die deutlich feiner ist als das menschliche Auge. Das System ist so fein, dass es Aufnahmen in seine Grundfarben zerlegen kann. Außerdem ist es infrarotempfindlich. Wir können damit das von den Blättern reflektierte Sonnenlicht analysieren - und vom Sprengstoff belastete Böden lokalisieren", erklärt Bongartz, der das System gemeinsam mit seinen Kollegen in einem Kooperations-Projekt mit der Fraunhofer-Forschungsgesellschaft entwickelt hat.

Jetzt ist der 44-Jährige mit seinem Team nach Kambodscha gereist, um das Verfahren zu testen. "Wir haben dafür den Piloten Eddie Smith gewinnen können, der mit seinem Ultraleicht-Fluggerät und unserem Kamera-System über Minen-Gebiete geflogen ist. Außerdem hat uns der ehemalige Berufssoldat und Minenräumexperte Peter Willers begleitet", berichtet Bongartz, der über seinen Nachbarn Roland Debschütz und dessen Hilfsorganisation auf das Minen-Problem in dem asiatischen Staat aufmerksam geworden war. "Dort wird normalerweise jeder Quadratmeter einzeln von Räumtrupps mit Detektoren abgesucht. Unser Ziel ist es, die Minen genauer zu lokalisieren und für die Trupps am Boden eine Planungsgrundlage zu schaffen, an der sie sich bei der Entschärfung orientieren können", erklärt der Neusser. Mehr als 40 Gigabyte Daten hat das Forschungs-Team bei insgesamt vier Kamera-Flügen, in denen ein Gebiet von jeweils 700 Hektar "gescannt" wurde, aus Kambodscha mitgebracht. "Ermöglicht hat uns die Reise ein Preisgeld, das wir beim Ideenwettbewerb für unser Projekt erhalten haben", erzählt Jens Bongartz. Wie es jetzt weitergeht? "Wir wollen am Ball bleiben, unsere Daten mit denen der Räumtrupps in Kambodscha vergleichen und sie auch in Zukunft unterstützen."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort