Neuss Neusser Hahn "kräht" für den Städtetag

Neuss · Sieben Jahre saß er in der Chefetage des Rathauses. Diese Zeit hat ihn geprägt. Denn auch als Beigeordneter beim Deutschen Städtetag in Köln macht Stefan Hahn immer noch gern den Praxistest in Neuss - beruflich und privat.

 Stefan Hahn kann über sich lachen. Als Beigeordneter wählte er ein Gemälde von Christoph Rehlinghaus für sein Rathaus-Büro aus, das einen Hahn zeigt. Das Bild durfte er nicht mit nach Köln nehmen. Es ist Eigentum der Stadt.

Stefan Hahn kann über sich lachen. Als Beigeordneter wählte er ein Gemälde von Christoph Rehlinghaus für sein Rathaus-Büro aus, das einen Hahn zeigt. Das Bild durfte er nicht mit nach Köln nehmen. Es ist Eigentum der Stadt.

Foto: Woi

Die Neusser haben es schon immer gewusst. Wer sich auf ihre Stadt einlässt, der läuft Gefahr, assimiliert zu werden. Dieser These mag auch Stefan Hahn (49) nicht widersprechen. Er kam 2009 als Fremder. Sieben Jahre später ging er als guter Freund, der so oft wie möglich in die Stadt zurückkehrt, "die mich sehr geprägt hat".

Private und berufliche Weggefährten sind ihm wichtig. Da sind die Schützenkameraden aus dem Grenadierzug "Sportfreunde", da sind aber auch die ehemaligen Kollegen, die im Rathaus in den Bereichen Jugend, Gesundheit und Soziales die Hand am Puls der Gesellschaft haben. "Die frage ich gern nach ihren Erfahrungen", sagt Stefan Hahn. Diese Gespräche mit der operativen Ebene sind für ihn eine Art Praxistest, denn als Beigeordneter für Arbeit, Jugend, Gesundheit und Soziales beim Deutschen Städtetag ist seine Ressortzuständigkeit nahezu identisch geblieben: "Nur meine Arbeit ist nicht mehr so nah an den Menschen dran."

Als die Neusser einen Nachfolger für Peter Söhngen suchten, den sie "das soziale Gewissen der Stadt" nannten, fiel ihre Wahl einstimmig auf Stefan Hahn, der als Erster Beigeordneter in der Gemeinde Wachtberg Erfahrung im Sozialbereich mitbrachte. Noch ehe seine achtjährige Amtszeit als Beigeordneter und Sozialdezernent auslief, folgte Stefan Hahn einem Ruf des Deutschen Städtetages nach Köln, wo er am 1. Juni des Vorjahres seinen Dienst als Beigeordneter antrat.

Nach einem dreiviertel Jahr im neuen Amt wagt er ein erstes Zwischenfazit: "Die Arbeit im Rathaus ist direkter, unmittelbarer." Sie sei geprägt vom "direkten Dialog". Er sei immer mit dem Bewusstsein ins Rathaus gegangen: "Wir sind für die Menschen da!" Spürbar sei das vor allem bei den vielen Gesprächen in den Stadtteilen gewesen, wenn er in Bürgerversammlungen um Verständnis für Standort-Entscheidungen von neuen Flüchtlingseinrichtungen geworben habe. Die Diskussionen seien nicht immer leicht gewesen, oftmals seien sie auch emotional geführt worden, aber immer habe es den Handschlag zur Verabschiedung gegeben. Da habe er Dankbarkeit und Respekt der Teilnehmer gespürt, auch der Kritiker. Tenor: "Da stellt sich einer."

Diese direkte Rückkopplung mit den Bürgern sei im neuen Amt nicht mehr gegeben. Gleichwohl sei die Aufgabe anspruchsvoll und wichtig für das Gemeinwesen. So wirke er für den Städtetag unter anderem in Gesetzgebungsverfahren mit. Dass seine Arbeit ihn nahezu wöchentlich nach Berlin, aber auch nach Düsseldorf führt, wird so verständlich. Da liegt ein regelmäßiger Stopp im ehemaligen Neusser Wirkungskreis nahe. Neuss sei eine "Großstadt mit familiärer Struktur", lobt Hahn rückblickend, "sie besitzt mit 160.000 Einwohnern die optimale Betriebsgröße." Er beobachte heute gern das Geschehen, "denn ich bin aus den Konflikten raus, und in der Erinnerung verklärt sich vieles ..."

(-lue)
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