Neuss Neusser kämpft für die US-Demokraten

Neuss · Bill Purcell zog 2001 aus New York nach Neuss. Er engagiert sich bei den "Democrats Abroad", der demokratischen Partei für stimmberechtigte, im Ausland lebende US-Amerikaner - und verfolgt die Vorwahlen in den USA genau.

 Bill Purcell fiebert dem Präsidentschaftswahlkampf in den USA bereits entgegen. Der Wahl-Neusser setzt sich für die Demokratische Partei ein.

Bill Purcell fiebert dem Präsidentschaftswahlkampf in den USA bereits entgegen. Der Wahl-Neusser setzt sich für die Demokratische Partei ein.

Foto: WOi

Es bedarf nur eines Namens, bis Bill Purcell richtig loslegt: Donald Trump. "Peinlich, richtig peinlich", sagt Purcell. "Zum Fremdschämen." Dass die beiden politisch nicht auf einer Linie sind, ist klar: Purcell, 52, ist Demokrat durch und durch - und arbeitet in der Auslandspartei "Democrats Abroad" in NRW mit. Dabei handelt es sich um eine Vereinigung stimmberechtigter US-Amerikaner.

Der Milliardär Trump hingegen zieht mit jeder Menge umstrittener Meinungen - vom Bau einer Grenzmauer zu Mexiko über die Ausweisung von Millionen illegal in die USA Eingewanderter bis hin zur Rücknahme der Obama'schen Gesundheitsreform - für die Republikaner in den Vorwahlkampf zur US-Präsidentenwahl. Viel weiter kann man in den USA politisch nicht von- einander entfernt sein.

Zu Hause in seiner Wahlheimat Rosellerheide verfolgt Bill Purcell die Primaries genannten Vorwahlen, die gerade in den USA begonnen haben, genau. Dabei bewerben sich Anwärter bei ihrer Partei für die Präsidentschaftskandidatur. Bei den Parteitagen im Sommer werden sie dann unter großem Pomp in wahren Pop-Spektakeln inklusive Konfetti-Regen gekürt. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg - und dass Trump jüngst bei den Primaries im US-Bundesstaat New Hampshire bei den Republikanern triumphierte, möchte Purcell ebenso wenig überbewerten wie den Sieg von Bernie Sanders über Hillary Clinton bei "seinen" Demokraten. "Ich kann mir kaum vorstellen, dass Trump am Ende wirklich Präsidentschaftskandidat der Republikaner wird", sagt Purcell - und denkt direkt wie ein professioneller Wahlkämpfer. "Für uns Demokraten wäre das aber vielleicht gar nicht so schlecht, weil Trump wohl selbst für viele Republikaner als Präsident nicht tragfähig wäre." Das erhöhe die Siegchancen der Demokraten.

Doch egal gegen wen, so deutlich lässt es sich bei den auf Personen zugeschnittenen US-Wahlen durchaus sagen, es geht: Klar ist, dass Bill Purcell im US-Präsidentschaftswahlkampf alles daran setzen wird, die in der Region Neuss, Düsseldorf und Köln lebenden stimmberechtigten US-Amerikaner dazu zu bewegen, ihre Stimme für den demokratischen Kandidaten abzugeben. Das hat er schon bei der Wahl von Barack Obama getan. Und er wird es wieder tun. Aber wen bevorzugt er? Hillary Clinton? Oder Bernie Sanders? Purcell schwankt. "Hillary Clinton hat ihre Stärken eher in der Außenpolitik, Sanders schätze ich innenpolitisch stärker ein", meint Purcell. Noch scheint er hin- und hergerissen - oder er hält sich vornehm zurück, weil er ja noch einen Wahlkampf von Deutschland aus zu unterstützen hat. Da macht es sich nicht so gut, die Vorliebe für den einen demokratischen Bewerber öffentlich kundzutun und am Ende für den anderen auf Stimmenfang zu gehen.

Nach Neuss verschlug es Bill Purcell nach den Terroranschlägen 2001. Er hat sie ganz in der Nähe des World Trade Centers in New York erlebt, in seiner Wohnung konnte er damals nicht mehr bleiben - auch wegen des Staubs, der das Atmen erschwerte. Er entschloss sich, New York zu verlassen und fand den Weg nach Neuss.

In Rosellerheide lebt der Englischlehrer und Grafikdesigner mit seiner Ehefrau Ina und Tochter Louisa. Bill Purcell gibt unumwunden zu, dass es kein leichter Schritt aus der Weltstadt ins beschauliche Rosellerheide war. Er musste Deutsch lernen und sich in seinem neuen Leben einrichten. "Es hat ein Jahr gedauert, bis ich ganz angekommen war", sagt er. Für seine Heimat, die USA, aber setzt er sich weiterhin ein - politisch für die "Democrats Abroad".

(NGZ)
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