Neuss Neusser Paare teilen Tanz-Leidenschaft

Neuss · Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso Doble, Samba und Jive: Die Latein-Formationsgemeinschaft Mönchengladbach Neuss trainiert akribisch, um die starke Konkurrenz in Schach zu halten. Ein Besuch.

 Die Latein-Formationsgemeinschaft feilt an ihrer komplizierten Latein-Choreographie mit Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso Doble, Samba und Jive.

Die Latein-Formationsgemeinschaft feilt an ihrer komplizierten Latein-Choreographie mit Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso Doble, Samba und Jive.

Foto: woi

"Eins, zwei, drei, vier", schallt es immer wieder durch die hohe Halle an der Blücherstraße. Im Vier-Viertel-Takt zaubern 32 schwarze Schuhe die Schrittfolgen des Cha-Cha-Chas aufs Parkett. "Alle Bewegungen müssen synchron ausgeführt werden und die Tänzer sich auf der richtigen Position im Raum befinden", erklärt Cheftrainer Andreas Hellendahl zwischen Promenade, Hockey-Stick und anderen Figuren des kubanischen Tanzes.

Nach einer halben Trainingsstunde sind die meisten Tänzer schweißgebadet. Noch weitere drei Stunden müssen sie an diesem Vormittag im Clubheim der Tanzsportgemeinschaft Quirinus an ihrer komplizierten Latein-Choreographie feilen. "Zwei- bis dreimal die Woche trainieren wir - in der unmittelbaren Turniervorbereitung bis zu acht Stunden samstags und sonntags", berichtet Sonja Kaglin. Die 29-jährige Neusserin bildet mit ihrem Partner Florian Kleeschulte eines von acht Paaren der im Sommer 2016 mit dem TTC Mönchengladbach-Rheydt gegründeten Formationsgemeinschaft Mönchengladbach Neuss.

Vor zehn Jahren erst hat Kaglin mit dem Tanzen begonnen. Ihr Freund, der auch ihr Tanzpartner ist, war damals schon Turniertänzer. Im Zuge der RTL-Show "Let's Dance" wurde das Tanzen auch von vielen jüngeren Menschen wiederentdeckt. "Dass Turniertanzen aber mit viel Schweiß und erheblichem Aufwand verbunden ist, wissen die wenigsten", sagt Andreas Hellendahl, der an diesem Tag selbst in der ersten Reihe der Formation mit übt. "Wir müssen einige Ausfälle verkraften. Deshalb musste ich einspringen", bemerkt der Mönchengladbacher Tänzer in der kurzen Pause, die er seinem Team gönnt.

Bei den bisherigen Turnieren der Oberliga West 1 hat die Neuss-Mönchengladbacher Formation einmal den sechsten und damit letzten Platz belegt, konnte sich aber beim zweiten Turnier Rang vier sichern. "Wir wollen am Saisonende unter die ersten drei", verrät Hellendahl. Also muss das Team der sechsminütigen Choreographie mit dem Titel "Bittersweet" bis zum nächsten Turnier am 25. März den letzten Schliff verpassen.

"Beim Formationstanz arbeitet nicht nur der Körper, sondern auch der Kopf", erklärt Sonja Kaglin. Zudem wirke sich der Tanzsport positiv auf ihren Alltag aus. "Durch die aufrechte Körperhaltung zeigt man etwa bei Bewerbungsgesprächen mehr Präsenz und Disziplin und Ausdauerhelfen beim Studium." Geduld braucht auch die äußerliche Verwandlung der Tänzerinnen für ein Turnier.

Sonja Kaglins hellblonden Haare werden wie die der anderen Tänzerinnen pechschwarz gefärbt. "Mit Schuhcreme - das erledigt mein Freund", verrät sie. Fürs Haarstyling, Wimpern kleben, Schminken und Anziehen der Strass-besetzten roten Latein-Outfits brauchen die Tänzerinnen rund zwei Stunden. Am Ende sehen alle acht gleich aus. "Alles, was die Synchronität stört, wird abgestellt - damit die Kampfrichter einen perfekten Eindruck bekommen", erklärt Hellendahl.

(NGZ)
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