Neuss Neusser Politik-Export mit Erfolg in Thüringen

Neuss · Die Erfurter Bundestagsabgeordnete Antje Tillmann war Gast der Bürgergesellschaft. Sie begann ihre politische Laufbahn 1989 in Neuss.

 J.-Andreas Werhahn, Präsident der Bürgergesellschaft, mit den Schwestern Antje Tillmann (l.) und Jutta Stüsgen.

J.-Andreas Werhahn, Präsident der Bürgergesellschaft, mit den Schwestern Antje Tillmann (l.) und Jutta Stüsgen.

Foto: Andreas Woitschützke

Das war neu für sie. Seit 1993 lebt sie in Thüringen, seit 2002 sitzt sie - mit Wahlkreis Erfurt/Weimar - im Bundestag, doch Donnerstag begann für Antje Tillmann (52) erstmals eine Veranstaltung, zu der sie als Politikerin eingeladen war, mit einem Tischgebet. Die christliche Prägung, so dachte sie später laut nach, sei womöglich der größte Unterschied zwischen ihrer alten Heimat im Rheinland und ihrer neuen Heimat in Ostdeutschland. Dieses Leben nach christlichen Prinzipien sei vermutlich auch der Quell des breiten ehrenamtlichen Engagements der Menschen hierzulande für das Gemeinwesen.

Genau 23 Jahre nach ihrem Abschied aus dem Neusser Stadtrat kehrte Antje Tillmann als Bundespolitikerin in ihre Heimatstadt zurück. Präsident J.-Andreas Werhahn hatte die Finanzpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion als Referentin zum Mitgliederessen in der Bürgergesellschaft gewonnen. Seine Erwartungen wurden offenbar erfüllt. "Frau Tillmann hat nicht nur eine Meinung, sondern sie vertritt sie auch mit großem und vor allem positiven Engagement", sagt Werhahn, "so klar strukturiert und temperamentvoll wünschen wir uns unsere Politiker."

Gestern reiste Antje Tillmann beschwingt nach Erfurt zurück, denn sie hatte einen "positiven Abend" mitgestaltet, "der anstrengend, aber keine Sekunde unangenehm war." Sie fühle sich bestätigt, dass Politiker vor allem eins im Umgang mit den Bürgern beherzigen sollten: "Reden, reden, reden." Viele Fragen könnte sie als Politikerin zufriedenstellend beantworten, manche Botschaft nehme sie auch mit nach Berlin: "Wir müssen noch mehr für junge Familien tun." Allerdings: "Wir können auch nicht alles gesetzlich regeln. Die Entscheidung für Kinder ist immer noch Privatsache."

Tillmann und Werhahn stimmten am Ende des Abends überein: "Bei allen Problemen geht es uns doch gut." Genau diese Botschaft hatte Tillmann vermitteln wollen, denn hinter der These "Deutschland ist gut aufgestellt", mit der ihr Vortrag überschrieben war, hatte sie noch ein Ausrufezeichen gesetzt. Als Angela Merkel 2005 Kanzlerin wurde, musste der Bundesfinanzminister jährlich 86 Milliarden Euro neue Schulden machen - heute null. Die Arbeitslosenquote, auch die der Jugendlichen, sinkt rapide, während die Zahl der Erwerbstätigen steigt. Ende 2015 hatten in Deutschland 43 Millionen Menschen einen Job, darunter waren 31,2 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, fünf Millionen Erwerbstätige mehr als noch vor fünf Jahren.

Die größte Herausforderung sieht Tillmann in der demografischen Entwicklung. Prognosen zufolge werde Deutschlands Bevölkerung bis 2060 um 20 Millionen auf dann nur noch 60 Millionen abschmelzen, von denen jeder Dritte über 65 Jahre alt sein wird. Allein vor diesem Hintergrund sei die aktuelle Zuwanderung eine große Chance. 80 Prozent der Flüchtlinge sei jünger als 35 Jahre: "Aber wir müssen uns kümmern." Sie selbst hat ein syrisches Mündel, 16 Jahre alt.

(-lue)
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