Neuss Neusser Politik im Social-Media-Check

Neuss · Eigenwerbung, Inhalte verbreiten - Wahlkampf betreiben: Facebook und Co. sind aus dem Werkzeugkasten eines Politikers nicht mehr wegzudenken. Ein Blick auf die Profile des Bürgermeisters und der beiden Landtagskandidaten.

Neuss: Neusser Politik im Social-Media-Check
Foto: rtr

Beim Blick auf das private Facebook-Profilbild von Reiner Breuer muss der Besucher nicht unbedingt auf die Idee kommen, dass es sich bei diesem Mann um einen Politiker handelt. Es könnte sich auch um ein etwas in die Jahre gekommenes Model eines seriösen Herrenausstattern handeln: Strenge Mimik und eine Bildbearbeitung, die die markanten Gesichtszüge hervorhebt. Auf seiner offiziellen Facebook-Seite sieht das schon anders aus: Gewinnerlächeln inklusive Neusser Wappen im Titelbild.

Breuer richtete die Seite kurz nach seinem Wahlsieg ein und füllt sie regelmäßig mit Inhalten. Der Verwaltungschef ist der "Facebook-Papst" unter den Neusser Politikern. Mehr als 2400 Gefällt-mir-Angaben und eine rege genutzte Kommentarspalte machen das deutlich. Im Vergleich dazu ist Breuers Twitter-Account eher eine Wüstenlandschaft. Der letzte Post stammt vom Dezember 2012.

Die sozialen Netzwerke sind aus der Neusser Kommunalpolitik nicht mehr wegzudenken - sie werden auch genutzt, um Giftpfeile an die Konkurrenz zu schießen, wie das jüngste Beispiel der FDP beweist, die der schwarz-grünen Koalition "Stimmenkauf" vorwarf - und das zunächst auch bei Facebook publik machte. Wenig später führte der geteilte Link jedoch ins Leere, da er gelöscht wurde.

Dass Facebook und Twitter mehr sind als Daumen hoch und Daumen runter, wissen auch die beiden Landtagskandidaten Jörg Geerlings (CDU) und Herausforderer Arno Jansen (SPD). Die Kanäle eignen sich nämlich auch bestens, um die eigene Person ins rechte Licht zu rücken, seine Inhalte an den Mann zu bringen - schlichtweg um Wahlkampf zu betreiben.

"Es ist ein wichtiges Mittel der Kommunikation, weil man dort Menschen erreicht, die man über die klassischen Wege nicht erreicht", betonen beide unisono. Geerlings und Jansen pflegen ihren Facebook-Auftritt selbst. Geerlings ist zudem seit Jahren bei Twitter aktiv, Jansen erst seit kurzem verstärkt.

Doch wie schlagen sich die beiden Landtagskandidaten im direkten Social-Media-Vergleich vor den Landtagswahlen im kommenden Jahr? Die Agentur "Wunderknaben Kommunikation" aus Erkrath hat für die NGZ einen Blick auf die Facebook-Profile von Geerlings und Jansen geworfen und ist zu folgendem Ergebnis gekommen: Rein mengenmäßig erreicht Jörg Geerlings mit 1585 "Page Followern" mehr als das Dreifache von Arno Jansen (425). Das spiegelt sich auch in der Interaktion wieder, während bei Arno Jansen nur 59 Menschen über die Beiträge reden, sind es bei Geerlings fast doppelt so viele (112).

Indessen Arno Jansen auf seinem öffentlichen Profil im Dezember bisher gerade mal zwei Posts zusammengebracht hat, veröffentlichte Jörg Geerlings im selben Zeitraum bereits 17 Posts. Jansen hat seine Politiker Fanpage erst im Mai 2016 eröffnet, Geerlings betreibt sein Profil schon mehrere Jahre. Beide Politiker zeigen eine hohe Bereitschaft, auf User-Kommentare und Fragen zu antworten, zeigen dabei auch eine gute Reaktionsgeschwindigkeit.

Wie von Politikern nicht anders zu erwarten, zeigen beide ihre Erfolge und Initiativen für Neuss, außerdem ihre Kontakte zur Bundes- und Landespolitik mit Beweisfotos, die sie in der Nähe von Merkel, Kraft und Co. zeigen. Prinzipiell kann Geerlings auch dort punkten, da er nach Angaben der Wunderknaben-Agentur deutlich aktiver rüberkommt, zum Beispiel durch die Darstellung der vielen öffentlichen und privaten Veranstaltungen (unter anderem Schützenfest oder Diamantene Hochzeit), an denen er teilnimmt.

Kritisch sei jedoch die visuelle Qualität seiner Fotos und Filme. "Hier sollte er vielleicht mal in eine bessere Kamera investieren, der User würde es begrüßen", analysiert die Agentur. Geerlings gibt mehr Informationen über sich preis, man kann seine Biografie lesen und erfährt zum Beispiel, dass sein Hobby offenbar Laufsport ist. "Über Arno Jansen erfährt man privat so gut wie nichts", so die Analyse.

Was jedoch sowohl Jansen als auch Geerlings betonen: "Facebook und Co. werden nie den direkten Kontakt zu den Bürgern ersetzen. Es ist lediglich eine Ergänzung."

(NGZ)
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