Bundesweite Fahndung Neusser Polizist jagt den "Brillen-Gangster"

Neuss · Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat bei der Neusser Kripo eine Sonderkommission gebildet und Ulrich Jacobs an deren Spitze gestellt. Er soll den Serienräuber zur Strecke bringen, der auch im Kreis schon zwei Banken überfallen hat.

 Viele Tatorte - ein Täter: Bei Kriminalhauptkommissar Ulrich Jacobs und seiner Ermittlungskommission "Brille" laufen die Fäden bei der Fahndung nach dem "Brillen-Bankräuber" zusammen, der auch zweimal im Rhein-Kreis zuschlug.

Viele Tatorte - ein Täter: Bei Kriminalhauptkommissar Ulrich Jacobs und seiner Ermittlungskommission "Brille" laufen die Fäden bei der Fahndung nach dem "Brillen-Bankräuber" zusammen, der auch zweimal im Rhein-Kreis zuschlug.

Foto: woi

Der Bandenboss Said B. war einer der meistgesuchten Verbrecher Europas. Vor dem Landgericht wird dem Belgier, der schon 24 Überfälle gestanden hat, gerade der Prozess gemacht. Ulrich Jacobs (50), der den Serientäter überführte, wäre ein wichtiger Zeuge, doch das Gericht wird den Neusser Kriminalhauptkommissar erst einmal nicht vorladen. Denn Jacobs soll mit seinen Fahndern den mysteriösen "Brillen-Bankräuber" zur Strecke bringen. Das hat Vorrang.

18 Überfälle - zwei davon im Rhein-Kreis - werden dem Räuber zugeordnet. Bei den Taten war er mit Pistole oder Handgranate bewaffnet und mit Mütze, Perücke und einer öfters wechselnden Brille maskiert. Das gab der Ermittlungskommission, die bei der Kreispolizeibehörde Neuss gebildet wurde, den Namen "EK Brille". Ihr Start war hektisch, berichtet der EK-Leiter Jacobs. Denn noch während er mit seinem vierköpfigen Team alle Tatort-Akten nach Gemeinsamkeiten und neuen Fahndungsansätzen durchforstete, kam die Nachricht vom Raub Nummer 18. Begangen am 14. April in Schwalmtal.

Seitdem hat sich der Räuber nicht mehr gerührt. "Vielleicht ist ihm die Lage zur Zeit zu heiß", sagt Jacobs mit Blick auf die breite Öffentlichkeitsfahndung. Ein Anhaltspunkt dafür, dass die den Räuber unter Druck setzt: Beim letzten Überfall hat er seine Taktik geändert. Bei allen Taten vorher verhielt er sich wie ein Kunde und wartete, bis er an der Reihe war, um flüsternd Geld zu verlangen. Nun ging er rein und rief "Überfall". An einen Trittbrettfahrer glaubt Jacobs nicht. Ein Indiz: Bei den letzten drei Überfällen trug der Räuber die gleiche dunkle Kapuzenjacke mit weißer Aufschrift.

Ob "Brille" wieder zuschlägt? Darüber möchte Jacobs nicht spekulieren. Aber seine Erfahrung aus 34 Jahren Polizeidienst sagen ihm, dass davon auszugehen sein muss. "Viele Täter begehen mehrere Überfälle", sagt er. Denn Präventionsmaßnahmen wie zeitschlossgesicherte Tresore sorgen nicht nur dafür, dass die Zahl der Banküberfälle landesweit von 107 im Jahr 2010 auf 38 im Vorjahr sank. Sie haben auch zur Folge, dass die Beute nie für einen "Lebensabend" in Wohlstand ausreicht. Auch "Brille" hat "nur" einige zehntausend Euro erbeutet. Damit bleibt er eine Gefahr - und das erkennen auch die Banken. Die Belohnung für Hinweise auf den Täter ist auf 30 000 Euro gestiegen.

Banküberfall in Schwalmtal
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Sparkasse in Mönchengladbach überfallen
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Rein statistisch ist die Chance gut, dass am Ende der Arbeit von "EK Brille" eine Festnahme steht. Denn die Aufklärungsquote liegt landesweit immer zwischen 70 und 81 Prozent. Mit Bildung der Schwerpunktkommission ist die Chance noch gestiegen. Die Fahndung, die aus dem Umfeld der einzelnen Tatorte meist wenig zielführende Hinweise erbrachte, wurde überregional ausgeweitet. "Alle Hinweise kommen nun gesteuert bei uns an", sagt Jacobs, der auch mit den Fallanalytikern des Landeskriminalamtes zusammenarbeitet. Die untersuchen zum Beispiel die Bewegungsmuster von "Brille", der Banken zwischen Ostfriesland und Saarland überfallen hat, vor allem aber im Rheinland zuschlug. "Vielleicht", so Jacobs, "hat er ja beruflich hier zu tun."

(NGZ)
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