Neuss Neusser Wissenschaftler forscht über den Islam

Neuss · Klaus Spenlen ist Experte für Integrationsfragen und lehrt an der Uni Düsseldorf. Jetzt hat er ein Buch über den Islam herausgegeben

 Der Neusser Wissenschaftler Klaus Spenlen ist Lehrbeauftragten an der Universität Düsseldorf. Er hat ein Buch über den Islam herausgegeben.

Der Neusser Wissenschaftler Klaus Spenlen ist Lehrbeauftragten an der Universität Düsseldorf. Er hat ein Buch über den Islam herausgegeben.

Foto: woi

Eigentlich ist er ein Freund klarer Worte. Das sagt der Neusser Klaus Spenlen über sich selbst. Doch wenn es um die wissenschaftlichen Schwerpunkte des Lehrbeauftragten der Universität Düsseldorf geht — die Integration des Islam sowie Migration und Bildung —wählt er seine Worte bedacht. "Es ist ein emotionsreiches Thema", sagt Spenlen, "da muss man genau abwägen, was man sagt."

Allein die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, sei sehr spannungsgeladen. Dennoch hat er sich genau diesem Thema gewidmet: Der Wissenschaftler hat zum Jahreswechsel das Buch "Gehört der Islam zu Deutschland?" herausgegeben. "Fakten und Analysen zu einem Meinungsstreit" will das Werk, an dem mehrere Autoren mitgewirkt haben, dem Leser bieten. Die Diskussion zu versachlichen und Denkanstöße zu geben sei das Ziel, erzählt Herausgeber Spenlen.

Zu den Islamwissenschaften ist der 65-jährige Neusser erst spät gekommen. Zunächst hatte der gebürtige Düsseldorfer Geschichte, Germanistik, Sozialwissenschaften und Erziehungswissenschaften studiert, danach als Lehrer gearbeitet. Da er sich verstärkt um die Belange von Migrantenkindern, vor allem aus muslimischen Familien, gekümmert hatte, wurde er 1996 als Ministerialrat ins Wissenschafts- und Schulministerium NRW berufen.

In dieser Zeit leitete er im Bundesinnenministerium die Gruppe "Religionsfragen im deutschen Verfassungsverständnis", zu der sich verschiedene Staatssekretäre aus Deutschland regelmäßig trafen. 2009 — im Alter von 62 Jahren — promovierte Spenlen zum Thema "Integration muslimischer Schülerinnen und Schüler".

Seine Kenntnisse über die Integration brachte Klaus Spenlen auch in die Deutsche Islamkonferenz in Berlin ein, dessen Mitglied er war. Hier erlebte er hautnah, wie emotional Diskussionen zur Rolle des Islam in Deutschland verlaufen können. Um mehr Miteinander mit den rund vier Millionen Muslimen in Deutschland zu erreichen, ist ihm daher wichtig: "Wir sollten stärker die Gemeinsamkeiten betonen und weniger das Trennende." Aber: "Immer auf Grundlage unseres deutschen Grundgesetzes."

Auch wenn sich der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff öffentlich dazu bekannt hat, dass der Islam zu Deutschland gehört, sieht Spenlen diese These wesentlich differenzierter. Er hält den Meinungsstreit dazu für nicht entschieden. "Die Rede von Wulff hat insbesondere zwei Seiten bedient", sagt Spenlen.

Zum einen sei Wulffs Aussage für die Muslime in Deutschland perfekt gewesen, zum anderen sei damit Öl ins Feuer der aufgeheizten "rechten" Stammtisch-Parolenschwinger gegossen worden. Dies spiegele auch eine Vortragsreihe an der Heinrich-Heine-Universität wider, die noch bis Februar 2013 läuft. "Im Publikum sitzen Muslime, aber auch Vertreter von ,Pro Deutschland' und die streiten sich anschließend jedes Mal", erzählt Spenlen.

Wie beantwortet der Wissenschaftler denn konkret die Frage "Gehört der Islam zu Deutschland?" Spenlen, der Freund klarer Worte, wird deutlich: "Der Islam, der sich als Staatstheorie versteht, gehört nicht zu Deutschland, weil diese im Widerspruch zu unserem Rechtsstaat steht."

(NGZ)
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