Neuss Neusser Zahnarzt in der Mongolei im Einsatz

Neuss · Achim Sieger hat für die Organisation "Zahnärzte ohne Grenzen" 14 Tage in der Zentralmongolei 278 Patienten behandelt.

 Zahnarzt Achim Sieger behandelt Patienten normalerweise in seiner Praxis im Stadionviertel, in der Mongolei half er Einwohnern in einer Jurte.

Zahnarzt Achim Sieger behandelt Patienten normalerweise in seiner Praxis im Stadionviertel, in der Mongolei half er Einwohnern in einer Jurte.

Foto: Woi

Er hat 278 Patienten behandelt, 242 Zähne gezogen, 303 Füllungen gemacht und 280 Prophylaxebehandlungen durchgeführt: Zahnarzt Achim Sieger (Master of Science in Paradontologie) war während seines dreiwöchigen ehrenamtlichen Einsatzes in der Mongolei sehr fleißig. "Und das alles in nur 14 Tagen Behandlungszeit", erzählt er. Die übrigen Tage wurden für die Reise und den Transfer zum nächsten Einsatzort genutzt.

Eigentlich wollte Sieger nur mal die Mongolei kennenlernen und erfuhr durch Zufall, dass es die Organisation "Zahnärzte ohne Grenzen" gibt, die dort für 2015 einen Einsatz plante. Er reichte seine Bewerbung ein und überwand zahlreiche bürokratischer Hindernisse, bis ein erstes Treffen in Nürnberg stattfand. 44 Teilnehmer, bestehend aus 22 Ärzten und 22 Helfern, sollten Mitte Juli für drei Wochen in die Zentralmongolei reisen. "Nach der Landung in der Hauptstadt Ulaanbaatar ging es noch per Bus zehn Stunden weiter ins Landesinnere", sagt Sieger. Dort bezog er gemeinsam mit einer Ärztin, zwei Helfern und einem Dolmetscher eine Jurte, das typische Zelt der Mongolen. Die notwendigen Behandlungseinheiten (Stuhl, Instrumente und Medikamente) waren bereits per Container herbei geschifft worden. "Jeden Morgen standen 80 bis 100 Leute vor der Tür und warteten auf die Behandlung", berichtet Sieger. Es ging um akute Schmerzbehandlungen, Füllungen, Prophylaxe und darum, einheimische Ärzte anzulernen. Sieger erinnert sich an einen Mann, der versucht hatte, sich selbst einen entzündeten Weisheitszahn zu entfernen. Das misslang und Sieger musste den Akt zu Ende führen. "Schmerzmittel wollte der Mann nicht, schließlich hatte er sie vorher auch nicht gehabt", erzählt er. Selbst Kinder hätten kaum eine Miene verzogen, wenn er stark vereiterte Backenzähne ziehen musste. "Manche Menschen hatten drei Jahre lang keinen Zahnarzt gesehen", so Sieger. Umso größer sei ihre Dankbarkeit gewesen. "Die Mongolen sind ein stolzes, aber sehr gastfreundliches Volk. Sie haben uns zu Festen und zum Wildpferdefang eingeladen", erinnert er sich.

Beim Zustand der Zähne hat Sieger durchaus Unterschiede bei den Generationen beobachtet. "Die älteren Menschen haben einen generell guten Zahnstatus, da sie sich von den traditionellen Milchprodukten der Yak-Rinder ernähren." Sorgen machten ihm eher die Kinder. "Die westlichen Ernährungsgewohnheiten mit Süßigkeiten und zuckerhaltigen Getränken überrollen auch die Mongolei", stellt er fest. Die Folge: zunehmender Kariesbefall bei Kindern.

Schwierigkeiten wie Stromausfall begegneten die Teilnehmer mit Improvisation: "Da wurden die Instrumente eben über dem offenen Feuer sterilisiert", erinnert sich Sieger. Er zieht eine durchweg positive Bilanz seines Einsatzes. "Ich habe bis zu zwölf Stunden am Tag Basismedizin geleistet und meinen Beruf so ausgeübt, wie ich ihn einmal gelernt habe. Das war ein Geschenk, das mich geerdet hat", fasst er zusammen. Er habe inneren Frieden gefunden und Kontakte zu Bevölkerung und Land erlebt, wie man sie sonst nicht hat. Einen weiteren Einsatz in zwei Jahren schließt er nicht aus.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort