Neuss Nostalgischer Abschied von der Kita Drususplatz

Neuss · Viele Neusser, darunter auch Minister Gröhe, verabschiedeten sich jetzt von der alten Kita. Sie wird jetzt U3-gerecht komplett neu gebaut.

 Rund 150 Bürger aus drei Generationen nahmen am Samstag Abschied von der in die Jahre gekommenen Kita am Drususplatz.

Rund 150 Bürger aus drei Generationen nahmen am Samstag Abschied von der in die Jahre gekommenen Kita am Drususplatz.

Foto: andreas woitschützke

Für André Hoffmann aus der Nähe von Frankfurt am Main ist es ein merkwürdiges Gefühl, nach exakt 48 Jahren zum ersten Mal wieder durch die Räume der Kita zu gehen, in der er selbst als Kind jeden Tag gespielt hat. "Aber die Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen", sagt Hoffmann, der am Samstag mit vielen anderen ehemaligen Kita-Kindern, den Eltern, Erziehern und den Kindern , die die Kita aktuell besuchen, Abschied nahm.

Abschied deshalb, weil die Einrichtung in die Jahre gekommen ist und nicht mehr den heutigen Standards entspricht. Am Freitag zieht die Kita in die alte Maschinenfabrik an der Breite Straße um, kurze Zeit später rollen die Abrissbagger am Drususplatz an. Wenn alles so läuft wie geplant, sollen die rund 50 Kinder in einem Jahr wieder an den Drususplatz ziehen - und zwar in eine hochmoderne Tagesstätte.

"Der Abschied fällt nach so vielen Jahren schwer", sagt Yvonne Hannen, die die Kita seit 32 Jahren leitet und dort schon deutlich länger beschäftigt ist. "Aber eine Sanierung wäre zu teuer. Es gibt keinen Bewegungsraum für die Kinder, Brandschutzmaßnahmen entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen, und auch eine vernünftige Aufteilung für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren ist im alten Gebäude nicht mehr gegeben", sagt Yvonne Hannen, die auch positiv in die Zukunft blickt.

Beim letzten Kita-Fest, das unter dem Motto "Time to say goodbye" (Zeit, Lebewohl zu sagen) stand, verabschiedeten sich am Samstag rund 150 Bürger aus drei Generationen von dem Gebäude. "Ich bin bis 1964 in den Kindergarten gegangen. Meine Tochter wiederum bis 1999 und meine Enkeltochter bis heute", sagt Jutta Siebler (58), die mit ihren Kindern gleich gegenüber wohnt und den Bezug zur Kita am Drususplatz nie verloren hat.

"Ich werde sie schon ein wenig vermissen. Schließlich hängen viele Erinnerungen daran", sagt sie. Beim letzten Gang durch die Räume stellt sie fest: "Einiges hat sich verändert. Es gibt aber auch Dinge, die gleich geblieben sind. Zum Beispiel die Eingangstüre und einige Schränke."

Während Jutta Siebler regelmäßig in der Kita war, um ihre Tochter oder Enkelin abzuholen, zählte André Hoffmann zu denjenigen, die kaum noch Erinnerungen an das Gebäude haben. "Aber wenn ich hier durchgehe, kommt mir vieles bekannt vor. Und ich erkenne mich auf einigen Fotos", berichtet der 54-Jährige, der als kleiner Junge übrigens gemeinsam mit dem heutigen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe in eine Kita-Gruppe gegangen ist.

Der CDU-Politiker war am Samstag ebenfalls vor Ort, um sich von der Einrichtung zu verabschieden, in der er einen Großteil seiner Kindheit verbracht hat. "In diesem Album mit Schwarz-Weiß-Fotos von 1967 erkenne ich mich", zeigt der Minister. Zugegeben, da war das Haar noch etwas blonder und der Körper noch ein Tick sportlicher - aber damals war Hermann Gröhe ja auch erst zarte sechs Jahre jung. Erinnerungen hat der heute 54-Jährige noch an eine Erzieherin mit typischer 60er-Jahre-Frisur, die die Kinder in einem weißen Kittel betreute.

Für Nostalgie haben die Kita-Erzieherinnen von heute allerdings wenig übrig, denn jetzt steht der Umzug an. "Wir müssen alles einpacken", sagt Yvonne Hannen, die sich schon sehr auf den Neubau freut.

(NGZ)
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