Neuss Obdachlosen-Mord: Zwei Tatverdächtige festgenommen

Neuss · Der 59-jährige Obdachlose, der am Sonntagmorgen auf dem Tüv-Gelände tot aufgefunden wurde, ist erschlagen worden. Zwei Tatverdächtige wurden bereits am frühen Sonntagabend festgenommen.

Obdachlosen-Mord: Polizei sichert Spuren
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Bei dem 59-jährigen Mann handelt es sich laut Staatsanwalt Christoph Kumpa um einen arbeitslosen Deutschen vietnamesischer Herkunft, der verheiratet war und Vater von drei Kindern. Die Obduktion hat inzwischen ergeben, dass der Tod durch massive Gewalteinwirkung auf den Kopf und den Oberkörper des Opfers verursacht wurde.

Zwei Tatverdächtige wurden am frühen Sonntagabend festgenommen: der 37-jährige Sven K. und der 18-jährige Denis E., beide ebenfalls obdachlos. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf beantragte Haftbefehle gegen die beiden Männer wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen Raubes und anschließenden Verdeckungsmordes. Sie werden noch am Montag einem Haftrichter vorgeführt.

Trödel-Händler fand die Leiche

Ein Trödelmarkt-Händler, der am Sonntag um 5 Uhr morgens seinen Stand auf dem Kirmesplatzgelände am Derendorfweg aufgebaut hatte und eine Toilette suchte, hatte den leblosen Mann auf dem benachbarten Tüv-Gelände entdeckt und die Polizei informiert. Aufgrund der schweren Kopfverletzungen des Opfers, die nicht von einem Sturz stammen konnten, und der weiteren Umstände ging sie gleich von einem Tötungsdelikt aus.

Bei der Tatortarbeit fanden die Ermittler an der Rückseite des TüV-Gebäudes eine leere Geldbörse mit Blutspuren. Am Tatort konnten außerdem Fingerspuren gesichert werden.

Das Opfer lebte seit etwa einem Jahr im Obdachlosenmilieu und hatte offensichtlich erhebliche Alkoholprobleme. Auch aufgrund psychischer Auffälligkeiten ging der Kontakt zur Familie verloren. Zuletzt übernachtete der 59-Jährige häufig in dem etwa 150 Meter vom Tatort entfernten Männerwohnheim am Derendorfweg. Für die Nacht von Samstag auf Sonntag erhielt er dort aber ein beschränktes Hausverbot, weil er dabei entdeckt worden war, wie er den Rucksack eines Mitbewohners durchsuchte. Vermutlich wollte er deshalb im Eingangsbereich des Technischen Überwachungsvereins übernachten.

Im Verlauf der Ermittlungen ergaben sich erste Verdachtsmomente gegen zwei 18 und 37 Jahre alte Männer, die ebenfalls häufiger in dem Männerwohnheim übernachten. Der 37-jährige Sven K. ist der Heimbewohner, dessen Rucksack vom späteren Opfer durchsucht worden war. Von dem 18-jährigen Denis E. wurde bekannt, dass er in der Vergangenheit den 59-Jährigen häufiger körperlich angegriffen und ihm mehrfach Bargeld gestohlen hatte. Beide Männer sind in der Vergangenheit wegen Eigentums- und Körperverletzungsdelikten hinreichend in Erscheinung getreten.

Als weiterhin bekannt wurde, dass die Tatverdächtigen am Samstagabend plötzlich über Bargeld verfügten und für die anderen Mitbewohner Bier, Schnaps und Wein gekauft und dabei geäußert hatten, dass die Feier vom "Vietnamesen" finanziert werde, erhärte sich der Tatverdacht. Auch die Angaben des Pförtners im Heim passten in das Täterbild. Er gab an, dass das spätere Opfer trotz des Hausverbotes am Samstag gegen 20.30 Uhr am Heim erschien und darauf hinwies, dass der 18-Jährige ihm 190 Euro gestohlen habe. Danach verließ er das Heimgelände wieder.

Der 37-jährige Tatverdächtige verhielt sich am Abend während seines Aufenthaltes im Männerwohnheim zunehmend aggressiv. Er musste die Unterkunft gegen 0.30 Uhr verlassen und ging in Begleitung des 18 Jahre alten Denis E..

Vor dem Hintergrund dieser Verdachtslage sollten die Tatverdächtigen vorläufig festgenommen werden, waren aber zunächst nicht auffindbar. Gegen 18 Uhr kehrten sie am Sonntag zum Wohnheim zurück und konnten festgenomen werden.

Beide Tatverdächtigen gestehen

Bei den Vernehmungen gestanden die Männer und gaben übereinstimmend an, dass der 18-Jährige dem Opfer tatsächlich 190 Euro gestohlen hatte. Von diesem Geld wurden die Getränke gekauft und in der Unterkunft gefeiert.

Nach dem Hausverbot gegen Sven K. ging dieser gemeinsam mit Denis E. in Richtung Tüv-Gelände, wo sie auf das spätere Opfer trafen. Zwischenzeitlich hatten sie beschlossen, dem 59-Jährigen weiteres Geld zu rauben, der in der Vergangenheit immer wieder damit geprahlt hatte, über größere Bargeldsummen zu verfügen. Insbesondere in den Abendstunden hatte er häufiger vor Heimbewohnern sein Geld für alle gut sichtbar gezählt. So wusste der 37-Jährige, dass der Getötete am Freitag noch über eine Bargeldsumme von 300 Euro verfügte.

Beim Zusammentreffen mit ihm haben die beiden mutmaßlichen Täter, die dem 59-Jährigen körperlich weit überlegen waren, sein Portemonnaie geraubt und anschließend massiv mit körperlicher Gewalt solange auf das Opfer eingeschlagen, bis sie sich sicher waren, dass der Tod eingetreten ist.

In der Geldbörse waren nach Angaben der Festgenommenen aber nur wenige Euro-Münzen. Nach der Tat fuhren die beiden Obdachlosen mit dem Taxi zum Neusser Bahnhof, von wo aus sie mit dem Zug nach Venlo weiterreisen wollten. Da zur Nachtzeit aber kein Zug mehr in die Niederlande fuhr, gingen sie in eine Gaststätte in Düsseldorf und fuhren von dort aus am Morgen nach Venlo. Dort konsumierten sie Marihuana, der 18-Jährige schmuggelte auch eine geringe Menge auf dem Heimweg nach Deutschland.

Gegen 18 Uhr tauchte das Duo wieder am Männerwohnheim am Derendorfweg auf, wo sie von der Polizei festgenommen wurden.

(NGZO)
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