Neuss Öksüz gibt Ausländerkindern ein Vorbild

Neuss · Als Kind türkischer Gastarbeiter tat sich der heute 25-jährige Umut Ali Öksüz schwer. Eine Lehrerin schaffte es, den Hauptschüler zu motivieren. Heute ist er selbst Lehrer, engagiert sich - und wurde mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet.

 Umut Ali Öksüz verscuth, die Kreativität von Kindern zu fördern. Partner dabei ist nicht zuletzt das Theater am Schlachthof. Die Kinder nehmen das an. Für viele Ausländerkinder ist er ein Vorbild, einer, der es geschafft hat.

Umut Ali Öksüz verscuth, die Kreativität von Kindern zu fördern. Partner dabei ist nicht zuletzt das Theater am Schlachthof. Die Kinder nehmen das an. Für viele Ausländerkinder ist er ein Vorbild, einer, der es geschafft hat.

Foto: A. Woitschützke

Umut Öksüz gilt auf der Hauptschule als durchgängig schwacher Schüler und weiß nicht, was er später machen soll. 2015 ist er angestellter Lehrer in einer Grundschule in Münster, studiert Islamische Religionslehre, Philosophie und Mathematik mit dem Ziel Masterabschluss und hat gerade den Bürgerpreis vor allem für sein ehrenamtliches Engagement im Lernzentrum Novaesium (Intensive Schülerförderung) bekommen. Sein Weg ist wahrlich von überraschenden Entwicklungen geprägt.

1990 wird er als Sohn türkischer Eltern in der so genannten "dritten Gastarbeiter-Generation" geboren. Er hat noch zwei Schwestern und einen Bruder. Mit dem Schuleintritt kommen die ersten Schwierigkeiten. "Im dritten und vierten Schuljahr bin ich abgesackt", erinnert sich Öksüz. Auf der sich anschließenden Hauptschule fühlt er sich nicht wohl. "Als Schüler des 10-A-Klasse ging ich als Mensch unter", resümiert er. Er entschließt sich zum Besuch des Berufskollegs Weingartstraße. "Hauptsache, ich musste nicht arbeiten", gibt er schmunzelnd zu. Die entscheidende Wende kommt durch eine Lehrerin, die ihn motiviert, "endlich etwas zu machen", so Öksüz. Sie vermittelt den Kontakt zum Lernzentrum Novaesium, wo er qualifizierte Nachhilfe erhält und es dadurch in Mathematik auf eine glatte Eins bringt. "Um sechs Uhr morgens hat dort die Lehrerin mit mir gelernt. Der persönliche Einsatz war unheimlich hoch", erzählt Öksüz. Er ist so begeistert von dem Konzept, dass er mit siebzehn Jahren erstmalig selbst dort Nachhilfe geben will. Schließlich beginnt er, Grundschülern zu helfen. Die guten Erfolge und die Dankbarkeit der Eltern nähren seinen Berufswunsch, Lehrer zu werden. Ein Praktikum in der Dreikönigenschule führt zur endgültigen Entscheidung. Am Wirtschaftsgymnasium besteht er sein Abitur und beginnt in Münster sein Studium. Der Dreikönigenschule ist er bis heute treu geblieben. Er leitet immer noch ein Mal pro Woche eine AG zur Gewaltprävention und Selbstverteidigung für Kinder.

"Die besondere Motivation, die ich selbst im Lernzentrum Novaesium erlebt habe, möchte ich weitergeben", nennt Öksüz den Hauptgrund für sein Engagement. Im Lernzentrum nimmt er sich Zeit für die Kinder, übt mit ihnen, bespricht Probleme. Um die Kreativität zu fördern und sie mit Projekten zu erreichen, die sie zu Hause nicht mitbekommen, organisiert er beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Theater am Schlachthof den "Kulturrucksack": Veranstaltungen in den Themenbereichen Musik, Tanz, Theater mit Workshops und Präsentationen. Er arrangiert Lesungen in der Stadtbibliothek und stellt den Kontakt auch zu kirchlichen Referenten her. Alles in der Hoffnung, dass "die Kinder das von sich aus mal nutzen", so Öksüz. Sie nähmen seine Angebote dankend an, erzählt er. Vor allem die zahlreichen Teilnehmer mit Migrationshintergrund sehen, dass es einer geschafft habe und das diene ihnen als Ansporn.

(NGZ)
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